K O M M E N T A R Reine Notwehr

■ Alltäglicher Skandal in den Krankenhäusern

Klappern gehört zum Geschäft. Kaum ein Gewerbe, in dem nicht zu wenig verdient, zu viel gearbeitet, zu heftig intrigiert wird. Alle haben es nicht leicht. Es ist daher schwer für KrankenpflegerInnen, auf ihre persönliche Misere hinzuweisen. Sie versuchen es seit Jahren. Sie werden seit Jahren überhört. Dabei haben sie allen Grund zum Klagen. Wer arbeitet noch nach zehnjähriger Dienstzeit für 1.800 DM netto, wobei die Zuschläge für Feiertags-, Wochenend-, Schicht- und Nachtarbeit mitgerechnet sind? Wer ist wie sie mit dem sozialen Gewissen erpreßbar und arbeitet Sonderschichten am Wochenende, weil es ja nicht die PatientInnen ausbaden sollen? Wer akzeptiert schon, mit zwei freien Tagen im Monat vertröstet zu werden? Niemand. Und die PflegerInnen wollen auch nicht mehr.

Die Tarifauseinandersetzungen werden sich in diesem Jahr zuspitzen, denn die Schmerzgrenze ist erreicht. Die Forderungen nach 500 DM mehr, mehr Freizeit und neuen Planstellen sind reine Notwehr. Und sie machen deutlich, daß es nicht nur den Skandal um Aribert Galla und seine dubiosen Geschäfte gibt, sondern auch einen alltäglichen, der das Leben tausender von Krankenhaus-Angestellten dominiert. Frank Wendler-Griese

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