Ausgangssperre für Palästinenser

Israels Militärbehörden wollen Demonstrationen zum Jahrestag der Ermordung Abu Jihads verhindern / Generalstreik nach dem Überfall auf Palästinenserdorf / Schamir aus USA zurück  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die israelischen Militärbehörden haben am Samstag eine zeitlich unbegrenzte Ausgangssperre über den gesamten Gaza -Streifen und die meisten Städte und Flüchtlingslager der Westbank verhängt. Damit sollen Demonstrationen zur Erinnerung an den militärischen Befehlshaber der PLO, Abu Jihad, verhindert werden, der gestern vor einem Jahr vermutlich von israelischen Agenten in Tunis ermordert worden war. Während der Ausgangssperre wurden am Samstag zwei Palästinenser erschossen, ein dritter erlag einer früheren Verletzung.

Nach dem Überfall israelischer Grenzpolizisten auf das Palästinenserdorf Nahalin am vergangenen Freitag gab es in den besetzten Gebieten einen dreitägigen Generalstreik.

Mit dieser Aktion wollte die Bevölkerung ihrer Trauer um die Getöteten, deren Zahl sich nach palästinensischen Angaben auf mindestens sieben beläuft, zum Ausdruck bringen. Dorfbewohner und Mitarbeiter in Krankenhäusern sprechen von 35 Schwerverletzten, von denen einige mit Kopfverletzungen in Lebensgefahr schweben.

Augenzeugen gehen unterdessen davon aus, daß das „Massaker von Nahalin“ sorgfältig geplant worden sei. Der Widerstand der Bevölkerung gegen die Grenzpolizisten habe sich auf eine Gruppe von zehn Jugendlichen beschränkt, die israelische Fahrzeuge mit Steinen beworfen hätten.

Im UN-Sicherheitsrat scheiterte unterdessen ein von der PLO initiierter Antrag der Blockfreien, den Vorfall in Nahalin zu verurteilen, am Widerstand der USA. Washington hatte die „tragischen“ Zwischenfälle bedauert und Israel aufgefordert, derartige Konfrontationen künftig zu vermeiden.

Ministerpräsident Jizchak Schamir, der am Freitag von einer zehntägigen US-Reise nach Israel zurückkehrte, wurde von Peace-Now-Demonstranten mit Plakaten empfangen. „Wir sind es, die das Blut vergießen“, lauteten die Parolen, „Schamirs Lösung: Blutvergießen. Ende des Mordens und Abzug aus den Gebieten! Die Mehrheit der Bevölkerung will Frieden.“

Eine Gruppe von Palästinensern aus den besetzten Gebieten schlug am Wochenende vor, Abgeordnete für das Exilparlament der PLO zu wählen. Drei dieser Vertreter sollten dann mit Israel verhandeln. Israel weigert sich bislang, mit der PLO zu sprechen.