Besetzung in Bremen gescheitert

In mehreren Städten der Bundesrepublik demonstrierten Tausende für die Forderungen der RAF-Gefangenen / Mehrere Anschläge gegen Berliner Banken, Frankfurter Börse und Göttinger Autohaus  ■  Von unseren Korrespondenten

Berlin (taz) - In Bremen scheiterte am Samstag im Anschluß an eine Demonstration für Zusammenlegung von ca. 1.200 TeilnehmerInnen der Versuch, das Bremer Rathaus zu besetzen. Kurz nachdem gegen 14 Uhr rund 25 DemonstrantInnen in den Festsaal des Rathauses eingedrungen waren, riegelte eine Hundertschaft der Polizei sämtliche Eingänge ab und drängte nachrückende BesetzerInnen wieder hinaus. Mehrere BesetzerInnen wurden überwältigt und gefesselt. Die Verhandlungen über einen friedlichen Abzug mit dem eilig herbeigerufenen Bremer Innensenator Sakuth (SPD) erlebten sie auf dem Boden liegend. Nach knapp zweistündigen Verhandlungen verließen die BesetzerInnen, von den draußen Wartenden stürmisch gefeiert, das Rathaus wieder. Innensenator Sakuth hat sich Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs vorbehalten.

In der Kölner Innenstadt demonstrierten am Samstag rund 1.000 Personen für die Forderungen der RAF-Gefangenen. Aufgerufen hatten das Kölner „Hungerstreikbüro“ und die örtlichen Grünen. Der Demonstrationszug verlief friedlich und endete mit einer Kundgebung in der Nähe des Kölner Domes.

Eine Solidaritätskundgebung gab es am Samstag vor dem Celler Gefängnis. An die hundert Teilnehmer beschallten mit einem Lautsprecherwagen über zwei Stunden lang den Gefängnisbau und verlasen Solidaritätsadressen. In Lübeck haben am Freitag Nachmittag mehrere UnterstützerInnen die Marienkirche besetzt. Ein Polizeisprecher erklärte, die Besetzung werde vom Kirchenvorstand gebilligt. In Bielefeld wollten die BesetzerInnen der Altstädter Nicolaikirche unter anderem erreichen, daß sich die evangelische Kirche für die Forderungen der Gefangenen einsetzt.

In Nürnberg haben in der Nacht zum Samstag Unbekannte die historische Stadtmauer zwischen Plärrer und Opernhaus besprüht. Ähnliche Parolen gab es auch in der Darmstädter Innenstadt. Nach Angaben des Regierungspräsidiums wurden mehrere Häuser besprüht oder mit Farbbeuteln beworfen. Acht Personen wurden festgenommen.

Nach den Brandanschlägen auf eine AEG-Niederlassung in Münster und die Frankfurter Börse wurde am Freitag ein Brandanschlag auf eine Göttinger Autofirma verübt. Die Täter sollen einen Brandsatz in die Ausstellungshalle der Firma mit sieben Neuwagen geworfen haben. Der Sachschaden beläuft sich nach Polizeiangaben auf rund 700.000 Mark. Am Tatort hinterließen die Unbekannten Flugblätter und Parolen mit Zusammenlegungs-Forderungen.

In der Nacht auf Freitag wurden in Berlin zwei Brandanschläge auf die Filialen der „Berliner Bank“ und der „Deutschen Bank Berlin“ im Bezirk Neukölln verübt. Beim ersten Anschlag hinterließen die Täter ein Flugblatt, beim zweiten eine gesprühte Parole mit der Forderung nach Zusammenlegung. Ein Brand konnte von einer Polizeistreife gelöscht werden, in der DB-Filiale verbrannte die Inneneinrichtung weitgehend.

Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof hat am Donnerstagabend gegen zwei Frauen (24 und 27 Jahre alt) und einen 28jährigen Mann Haftbefehl erlassen, die bei dem Brandanschlag in der Frankfurter Börse beteiligt gewesen sein sollen. Gegen sie wird wegen menschengefährdender Brandtiftung und Unterstützung der RAF ermittelt. Die Suche nach weiteren Tätern soll bisher ergebnislos verlaufen sein.

Wg & KS