Grenzwerte lösen keine Probleme: BUND warnt vor Müllverbrennung

Bonn (taz) - Vor den gesundheitlichen Risiken von MÜllverbrennungsanlagen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gewarnt. Die derzeit 47 Müllverbennungsanlagen der Bundesrepublik, in denen ein Drittel der gesamten Hausmüllmenge verbrannt werden, seien „chemische Reaktoren“, aus denen hochgiftige Schadstoffe unkontrolliert entwichen. Nur etwa 20 Prozent der entstehenden chemischen Verbindungen seien überhaupt meßbar, erklärte Abfallexperte Harald Friedrich; dabei sei völlig ungewiß, ob die unbekannten Stoffe nicht weitaus gefährlicher seien als die feststellbaren krebserzeugenden Dioxine. Mit den Grenzwerten der TA Luft seien diese Probleme nicht zu bewältigen, weil die meisten Schadstoffe aus Müllverbrennungsanlagen darin gar nicht erfaßt würden. Auch Filter und die Rauchgaswäsche seien nicht in der Lage, Dioxine und andere Giftstoffe zurückzuhalten. Die Schadstoffe im Hausmüll sind eine Bombe, die durch die Verbrennung erst „richtig scharf gemacht“ wird, sagte BUND Mitarbeiter Andreas Fußer: Giftige Ausdünstungen aus Fernsehapparaten sorgten gegenwärtig für Aufsehen; wieviel davon aus Müllverbrennungsanlagen entweiche, habe jedoch niemand untersucht.

Die Pläne für mindestens vierzig weitere Müllverbrennungsanlagen seien eine „letzte Offensive der Wegwerfgesellschaft“ und eine Fortsetzung der gedankenlosen Verschwendung von Rohstoffen und Energie. Als Alternative setzt der BUND auf die separate Erfassung und Verwertung von Hausmüll, insbesondere auf die Kompostierung organischer Abfälle.

gn