Mentale Bettgeschichten

■ In Oldenburg zeigt Ulrike Rosenbach, Feministin der Video- Kunst, zum ersten Mal einen Überblick ihrer Zeichnungen

Gemein ist es, wenn die interessanteste Arbeit einer Ausstellung schon bei der Eröffnung mutwillig zerstört wird. Was aber bleibt zu denken, wenn die Künstlerin selbst, voller Ernst und ohne Wissen um ihr frevelhaftes Tun, die Bilderstürmerin ist? Seit dem Wochenende zeigt Ulrike Rosenbach - die deutsche Feministin der Videokunst und Ex-Beuys-Schülerin - im Oldenburger Kunstverein zum ersten Mal einen Überblick ihrer Zeichnungen. Garniert wurde mit einer Eröffnungs-Performance. Eine Installation vor dem verglasten Innenhof mit Teich ist aufgebaut: Auf einem mit weichem Torfmull ausgestreuten Feld steht eine kleine aber feine Harfe und ein Videomonitor. Ein schwarzer, raumhoher Vorhang grenzt zum Hof ab. Nichts passiert, der Bildschrim ist leer, der Vorhang einen Spalt geöffnet.

Dann kommt der aktionistische Bildersturm: symbolschwanger und theatralisch. Barfuß, in schwarzem Kleid, hat Rosenbach einen dicken Blumenstrauß an den Busen gepreßt. Die Umzugspause wird durch Hinweise über die Preislisten der Zeichnungen genutzt, dann folgt Teil 2 in rot. Nach der Trauer (Tod) das Leben, mit sülziger Harfenmusik vom Band und Live-Gezupfe. Die Harfe wird erotisch bedrängt - die Künstlerin hat sich, das Instrument und den Innenhof (Na

tur) mit rotem Garn umwoben. Das Paar geht zu Boden, wälzt sich, die Harfe krächzt. Pause 2 dient der Anpreisung der Grafikmappe in Vorzugsausgabe. Es ist zum Heulen. Aber nicht die Show des „Zurück-in-Mutter-Natur's-matriarchalischen -Schoß“ in ihrer märchenhaft-naiven Darstellung, sondern die Zerstörung der Installation, die in sich aussagestärker war. Alles Wesentliche war bereits angedeutet.

Besonders schade ist das, weil die privatmythologischen Zeichnungen der künstlerischen „Suche zu sich selbst“ technisch uninteressant und inhaltlich eher was für symbolliebende New Age Freaks sind. Rosenbach ist Sanyasin. „Baghwan father! - father?“ notiert sie in einem der vitrinengelagerten Tagebücher. Die Privatheit in den öffentlichen Kunstkontext einzubringen, muß nichts Schlechtes sein, seit den 70er Jahren sind „private Mythologien“ anerkannter Bestandteil der Kunst. Daß Rosenbach „neulich Nacht von Polke geträumt“ hat und „von Beuys zum 1. Mal sexmäßig“ fänd‘ ich - wäre ich Traumdeuter

-vielleicht inspirierend. Rein kunstmäßig jucken ihre mentalen Bettgeschichten nicht. Sie hätte die Poesiealben ihrer „Energie des Selbst“ besser unter ihrem Kopfkissen gelassen.

Achim Könneke

bis 28.5., Di-Fr 14-18, So 10-13 Uhr.