Sandinisten schieben US-Dealer ab

■ Nicaragua bringt US-amerikanische Regierung durch Ausweisung in prekäre Lage / Von den Sandinisten will Washington selbst in der Antidrogenpolitik keine Hilfe

Managua/Berlin (wps/taz) - Daß internationale Zusammenarbeit bei der Drogenbekämpfung nicht immer erwünscht ist, beweist der Fall des 39jährigen Arthur Henry Burton, der Montag von Nicaragua in die USA abgeschoben wurde. Der mutmaßliche Kokainschieber US-amerikanischer Staatsbürgerschaft war Ende März nach einer Bruchlandung festgenommen worden.

Statt Anklage gegen den Piloten und seinen Begleiter zu erheben, entschlossen sich die Sandinisten, die vermutlichen Koksflieger an die Vereinigten Staaten auszuliefern. Damit bringen sie die US-Regierung, die keine Gelegenheit ausläßt, um weltweite Kooperation bei der Drogenbekämpfung zu fordern, in eine peinliche Situation.

Denn ausgerechnet von den nicaraguanischen Revolutionären, die geächtet und isoliert werden sollen, will sie keine Hilfestellung. „Die Sandinisten versuchen sich als die weißen Ritter Zentralamerikas im Krieg gegen die Drogen darzustellen“, knurrte ein Botschaftsfunktionär in Managua, bestritt aber nicht, daß gegen Burton ermittelt werde. Ein Beamter des nicaraguanischen Außenministeriums gab an, das State Department habe um die Auslieferung gebeten.

Tatsächlich ist Nicaragua das einzige Land der Region, dem keine Zusammenarbeit mit der internationalen Drogenmafia nachgewiesen werden kann.

Ein Vorschlag der Sandinisten, die regionale Zusammenarbeit bei der Drogenbekämpfung zu institutionalisieren, war auf dem Gipfel der zentralamerikanischen Präsidenten im Februar nur sehr kühl aufgenommen worden. Anfang April wollten die fünf Außenminister den Plan in Managua diskutieren. Doch das Treffen scheiterte, weil die Honduraner fernblieben. Vor allem Honduras und Costa Rica, die Liebkinder Washingtons in der Region, sind in Drogengeschäfte verstrickt. Die Double -standards der US-Regierung haben Tradition: Vor wenigen Wochen enthüllte ein Bericht des Demokratischen Senators Kerry, daß schon Reagan Untersuchungen gegen Drogenhändler hatte einstellen lassen, wenn sich herausstellte, daß die Contras verwickelt waren.

rld