Wohngemeinschaft gegen Drogen

■ Leben und arbeiten unter therapeutischer Aufsicht / In sieben Monaten clean, wenn's gut geht / Therapiezentrum Hohehorst erprobt neues Modell

Durch einen geruhsamen Park führt die Auffahrt zum ehemaligen Herrensitz der Laahusens. Nach einer wechselvollen Geschichte seit der Weltwirtschaftskrise hatte sich das hochherrschaftliche Haus mit beeindruckender Architektur in den vergangenen acht Jahren zu einem bekannten und nicht unumstrittenen Therapiezentrum entwickelt: In „Hohehorst“ etablierte die Drogenhilfe Bremen eine Einrichtung für die Langzeittherapie Drogenabhängiger. Jetzt geht Martin Grotjahn aus dem Mitarbeiterteam von „Hohehorst“ mit einem neuen Projekt an die Öffentlichkeit: Eine Kurzzeittherapie soll angeboten werden. Die Voraussetzungen sind bereits geschaf

fen. In einem Nebengebäude von „Hohehorst“, dem ehemaligen Schwesternhaus, wird renoviert. Dort soll eine sogenannte „therapeutische Gemeinschaft“ einziehen - acht Drogenabhängige könnten dort auf rund 160 Quadratmetern leben und arbeiten - von professionellen Therapeuten unterstützt, versteht sich.

Das Therapie-und Wohnprogramm orientiert sich am Modell der therapeutischen Gemeinschaften aus den 60er Jahren. Vergleichbar ist es in „Hohehorst“ der dortigen „Rehaphase“ in der Langzeittherapie, in der die Außenorientierung der Süchtigen bereits eingeleitet ist und sie teilweise wieder zur Arbeit nach Bremen fahren. Rund ein Dutzend

Therapeuten würden für das Projekt zusätzlich eingestellt, wenn nur die Aspiranten kämen. Noch sind nämlich nur zwei Interessenten in „Hohehorst“ bekannt. Denn auch die Medien ignorierten bislang dieses modellhafte Angebot, das in der Szene deshalb auch noch kaum publik wurde.

Interessant ist das Projekt der Therapeutischen Gemeinschaft vor allem deshalb, weil es sich erstmals an Drogenabhängige richtet, die „noch nicht von der sozialen Leiter abgerutscht, vom Absturz aber bereits bedroht sind,“ erklärte Grotjahn. Er meint damit Süchtige, die noch einen Arbeitsvertrag in der Tasche haben und über die siebenmonatige Therapie in „geordnete

Verhältnisse“ zurückkehren könnten. Das Therapieprogramm umfaßt ähnlich wie im Hohehorster Langzeitprogramm eine zunächst zwei Monate lange Phase der Abgeschlossenheit: Die Neuankömmlinge verpflichten sich freiwillig, in dieser Zeit nicht zur Arbeit, nicht in die Stadt zufahren. Sofern sie mit dem Auto in Hohehorst einziehen, geben sie in dieser Phase ihre Autoschlüssel ab, um nächtliche Beschaffungstouren auch psychologisch zu verhindern.

In dieser ersten und härtesten Phase werden die Drogenabhängigen eng von den Therapeuten betreut und in das therapeutische und Freizeitprogramm eingebunden: mit Arbeit in der hauseigenen Tischlerei, in der Küche, im Park, in der Arbeit mit den Schafen und Pferden auf „Hohehorst“.

Idyllisch mutet die Aussicht auf solch ein Leben an, besonders wenn man die edlen Räume in Hohehorst im Blick hat. Bei der Besichtigung des noch im Umbau befindlichen Wohnhauses kommt einem unwillkürlich die heimelige Wohnetage der Rehaleute im Haupthaus in den Sinn: Dort haben auch die Kinder der Abhängigen Platz, ein eigener Kindergarten ist vorhanden, Familienleben findet in WG-Manier statt.Probleme sind nicht in Sicht. Dank der bisherigen „Erfolgsquoten“ von Hohehorst, die im „üblichen Rahmen von rund 30 bis 40 Prozent liegen, hat sich für das neuartige Kurzzeitprogramm auch die LVA als Träger gefunden: abgerechnet wird über die Pflegesätze. Fehlen nur noch die Patienten.

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