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Enthüllungsjournalismus at its best

 ■ S T A N D B I L D

(Die angekündigte Reportage Ohne Frauen geht hier nichts von Renate Juszig wurde kurzfristig auf den 9. Mai verlegt: Dafür: Ersatzteillager Mensch, ein Bericht von Sylvia Matthies, Do., 18.4., 19.30 Uhr, ZDF) Ahnunglose junge Inder werden unter Vorwänden ins Krankenhaus geschleust. Beim Aufwachen aus der Narkose haben sie meist eine Niere weniger und ein paar tausend Mark mehr. Doch die reichen nicht lange, denn mangels medizinischer Nachsorge bleiben viele für den Rest ihres Lebens arbeitsunfähig. „Das ist nicht etwa der Stoff eines neuen Horrorfilms, sondern die nackte Realität in Bombay.“ Und nicht nur dort. Denn der Handel mit Organen ist nirgendwo gesetzlich geregelt. Und freiwillige Spender lassen sich von hohen Summen locken.

Ungestraft können den Spendern dabei gesundheitliche Risiken verschwiegen werden, niemand ist verantwortlich, wenn die gespendeten Organe vom Körper des Empfängers wieder abgestoßen werden. Nur die Dealer verdienen sich eine goldene Nase. Sylvia Matthies täuschte Kaufinteresse vor und ging dem skrupellosen Geschäft in der Bundesrepublik und in Indien nach. Gefilmt wurde aus dem Koffer und, wenn es gar nicht ging, lief wenigstens ein Tonband mit. Systematisch ertastet sie den rechtsfreien Raum und stößt an keine Grenzen.

Die Entscheidung darüber, ob ein Mensch tot ist, nur weil seine Gehirnfunktionen erloschen sind, obliegt allein dem Arzt. „Hirntoten“ werden gern Organe entnommen, weil der Körper noch künstlich am Leben erhalten werden kann. Sylvia Matthies spricht mit einem britischen Spezialisten. Er berichtet von einem Fall, bei dem eine hirntote Schwangere noch siebeneinhalb Wochen weiterlebte und ein lebendes Kind zur Welt brachte. Wo liegen die Grenzen zwischen Ethik, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen? Abgründe tun sich hier auf.

Immer wieder gibt es Gerüchte darüber, was mit abgetriebenen Föten geschieht. Eine Plastikdose in Großaufnahme. Das, was darin liegt und aussieht wie ein Stück Stoff, ist ein frisch abgetriebener Fötus. Der Schweizer Arzt Samuel Stutz hat ihn von einem bundesdeutschen Gynäkologen für 500 DM gekauft. Auch Embryonen habe er ihm angeboten. Die Frauen wissen natürlich nichts davon.

Es ist unglaublich. Dieselben Männerr, die die Abtreibung kriminalisieren, drücken beide Augen zu, wenn es darum geht, aus der Qual der Frauen auch noch Profit zu schlagen. Gerissene Ärzte lassen sich gleich doppelt entlohnen...

Politisch, medizinisch, moralisch und ethisch gibt es hier, unter einer dünnen Kruste der Ignoranz, einen einzigen Sumpf. Sylvia Matthies hat ein Loch hineingeschlagen. Öffentlich-rechtlich, zu guter Sendezeit. Das kann, das darf nicht folgenlos bleiben.

Petra Kohse

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