„Frauen im Jazz“ bei DACAPO

■ Offenheit und Energie

Mit der Sängerin Maria Joao und der Pianistin Aki Takase haben sich zwei kongeniale Partnerinnen gefunden, deren Individualität und Virtuosität sie beide zu Glanzpunkten treibt. Der gegenseitige Ansporn besteht im Spannungsverhältnis von Gemeinsamem und Gegensätzlichem in Persönlichkeit und musikalischer Herkunft der beiden. Maria Joao strahlt eine charmante Offenheit und Wärme aus, begibt sich sofort in den Dialog mit dem Publikum, während Aki Takase eher zurückhaltend, manchmal selbstversunken wirkt.

Die musikalische Bandbreite des Repertoires reicht von liedhaften Melodien über Standards bis zu völlig freien Ausbrüchen, in jedem Fall steht die Improvisation im Mittelpunkt.

Maria Joao ist eine Vokalistin, die mehr als ihre Stimme benutzt; ihr gesamter Körper steht im Dienst des Klangs, durch ihre Bewegungen moduliert er Klangfarbe und Stimmungen mit. In ihren ausgedehnten Vokalimprovisationen läßt sie Unerhörtes hören. Sie singt mit unbändiger, aber voll konzentrierter Kraft. Ihre furiosen Scateinlagen gehören zum Besten, was der Jazzgesang zu bieten hat.

Dabei vermittelt sie eine Ursprünglichkeit, daß selbst oftgehörte Standards ungemein frisch klingen. Ihre stimmlichen Fähigkeiten bewegen sich zwischen dem rhythmischen Zischen eines Blasebalgs und vogelhaftem Gezwitscher. Alles was an Tönen und Lauten dazwischenliegt, raunt sie, ächzt, schnattert, schreit, haucht, schnauft und singt sie mit einer Präsenz, die atemberaubend ist. Die immer wieder auftauchenden musikalischen Elemente ihrer portugiesischen Heimat verstärken in ihrer Einfachheit das sympathisch Unprätentiöse ihres Auftretens.

Die Japanerin Aki Takase hat eine klassische Klavierausbildung, der sie in ihren Improvisationen unüberhörbar Raum läßt. Diese gebundenen, disziplinierten Phasen stehen in aufregenden Kontrast zu ihren mit wilder Kraft gespielten freien Ausbrüchen, in denen sie perkussive Cluster aus der Tastatur hämmert. Wie ein Gewitter donnern die Töne, werden von rollenden Pianolinien abgelöst, in die filigrane klassische Figuren verwebt werden. Eingefaßt von den swingenden Linien blitzen klassische Zitate auf, wie die Perlen einer Kette. Beide Musikerinnen nehmen sich viel Raum für Soli, den sie brauchen, um die Dichte, ja Ekstatik ihres Zusammenspiels zu erreichen. Unbedingt anhören. Arnau

BGH Weserterrassen, Fr. 20 Uhr