Mit Asylbewerbern viel Geld verdienen

■ 10.000 Mark Miete im Monat, ohne gesondertes Bad und Gartenbenutzung / Ortsamtsleiter Heck fordert kommunale Wohnungsbaugesellschaften auf, Hausverkäufe einzustellen / Stadt will 20 Häuser für 400 AsylbewerberInnen kaufen

Das Zimmer ist groß, aber spärlich eingerichtet. Dem einzigen Schrank fehlt eine von zwei Türen, die vier Betten haben schon einige Jahre auf dem Buckel. In einer Ecke liegen mehrere Matrazen aufgestapelt. An den schmutzig -weißen Wänden gibt es keine Bilder, die Rahmen des großen Fensters wirken brüchig. Das Zimmer befindet sich in einem Haus in der Straße Am Dobben, die Miete beträgt 157 Mark am Tag. Denn in dem Haus, das früher die Geschäfts-und Fraktionsräume der Grünen beherrbergte, wohnen jetzt Asylbewerber. Genauer gesagt: sie hausen hier.

In dem spärlich eingerichteten Zimmer lebt eine Mutter mit ihren 11 Kindern. In den anderen Räumen sieht es nicht viel besser aus. Mehr als 40 Erwachsene und Kinder sind in den 12 Räumen zusammengepfercht. Es gibt nur zwei Toiletten, die Dusche ist in der Küche, nur durch einen Vorhang vom übrigen Raum abgetrennt. Eine Waschmaschine gibt es nicht, der Müllcontainer ist viel zu klein. Nicht einmal im Garten hinter dem Haus können die Kin

der spielen: Er gehört zu der Kellerwohnung, und die ist langfristig an Deutsche vermietet.

Dafür ist die Miete aber - gelinde gesagt - großzügig. Das Land Bremen zahlt für die Unterbringung der Asylbewerber feste Tagessätze: 19,5o Mark für Erwachsene, 12,5o Mark für Kinder. Allein für das Haus Am Dobben muß die Stadt Monat für Monat über 10.000 Mark berappen, etwa das Vierfache des normalen Mietwertes. Denn: Die Grünen hatten etwa 2.700 Mark Miete bezahlt. Ob die 5.000 Mark, die sie beim Auszug als Abstand zahlten, tatsächlich für Renovierungen ausgegeben worden sind, ist eher fraglich.

Obwohl die Stadt derartige Beträge zahlt, gibt es erhebliche Probleme, die ankommenden AsylbewerberInnen hier unterzubringen. Denn: Auch wer gut zahlt, ist nicht automatisch eine gern gesehene Mieterin. Deswegen muß Bremen auch auf Hotels und Pensionen ausweichen. Hier leben derzeit etwa 600 AsylbewerberInnen.

Und auch im Viertel gibt es noch mehr Großverdiener in Sa

chen Asylanten-Unterbringung. In der St-Jürgen-Straße, gegenüber dem Krankenhaus, sind auf vier Etagen nahezu 100 AsylbewerberInnen, fast ausschließlich LibanesInnen, untergebracht. Jeweils zwei, zum Teil sehr kinderreiche Familien, teilen sich eine Drei-Zimmer Wohnung. Und auch in den beiden Pensionen, die bis zum letzten Zimmer an die Flüchtlinge vermietet sind, müssen diese mit minimalem Platz

auskommen.

Nach Auffassung des zuständigen Ortsamtsleiters Dietrich Heck, der gestern das Haus Am Dobben besichtigte, dürfen diese Zustände nicht länger hingenommen werden.„Es kann doch nicht angehen, daß die städtischen Wohnungsbaugesellschaften den Blick starr auf die Verbesserung ihrer Bilanzen richten und ohne Rücksicht auf menschliche Schiksale Wohnraum verkaufen. Und

es darf nicht so weitergehen, daß Bremen teure und völlig unzureichende Räume für die Unterbringung der AsylbewerberInnen anmieten muß. Hecks Forderung: Schluß mit dem Verkauf von Wohnraum durch die Wohnungsbau -Gesellschaften und stattdessen Erwerb weiterer Häuser durch die Stadt. „Wenn das gewollt ist“, so der Ortsamtsleiter, „sind auf dem Wohnunsmarkt auch Häuser zu bekommen.“

Diesen Beweis könnte die Behörde von Sozialsenator Hennig Scherf jetzt antreten. Nach Auskunft von Pressesprecher Werner Alfke steht die Stadt derzeit in Verhandlungen mit Privatleuten, um 20 weitere Häuser zu kaufen. Damit könnten nach Auffasung von Alfke bei vorsichtiger Schätzung und besserer Unterbringung Platz für ca. 400 Personen geschaffen werden. Heino Schomake