Risiko des Scheiterns ist groß

■ Kultursentaorin Anke Martiny ist skeptisch, daß der neue SFB-Intendant von Lojewski lange durchhalten wird / „Pensionsansprüche gering halten“

taz: Wegen Ihrer Äußerung zur SFB-Intendantenwahl warf die CDU Ihnen „ideologische Verengung der Medienpolitik“ vor, zumal Sie eine Änderung des SFB-Gesetzes als Konsequenz aus dieser Wahl ankündigten. Bleiben Sie bei Ihren Äußerungen?

Anke Martiny: Selbstverständlich stehe ich noch dazu. Daß man sich nach meinem Dafürhalten auf die falsche Person verständigt hat, dieses muß mir doch wohl unbenommen bleiben. Ich bin eine der wenigen Personen in der Stadt, die Herrn von Lojewski persönlich kennen. Mich treibt die große Sorge, ob es einen „Scheibenwischer“ noch geben, ob Lea Rosh noch moderieren kann, wenn es einen Intendanten von Lojewski gibt.

Indirekte Kritik kam auch aus Ihrer Partei. Herr Momper befand, daß es nicht Sache des Senats sei, die Wahl zu beurteilen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Staffelt räumte dem neugewählten Intendanten demonstrativ eine „faire Chance“ ein. Fühlen Sie sich dadurch auf den Schlips getreten?

Wenn Herr Staffelt schon mal das zweifelhafte Vergnügen gehabt hätte, an einer Fernsehdiskussion teilzunehmen, die Herr von Lojewski moderiert, würde seine Stellungsnahme vielleicht anders ausfallen. Aber ich fühle mich durch die Stellungnahmen überhaupt nicht auf den Schlips getreten.

Die SFB-Mitarbeiter haben gerade die Politik Ihrer Partei kritisiert. Die SPD hätte im Vorfeld der Wahl gepennt. Können Sie dem zustimmen?

So genau kann ich das nicht bewerten. Ich bin erst in einem Stadium mit dem Entscheidungsprozeß konfrontiert worden, als das Kind schon halb im Brunnen lag. Ich habe aber den Eindruck, daß die Bedeutung dieses Datums der Intendantenwahl nicht richtig erkannt worden ist. Wenn ich Rundfunkratsmitglied gewesen wäre, hätte ich nie und nimmer dem gewählten Verfahren der Findungskommission zugestimmt. Es ist doch merkwürdig, welchen Regularien sich hier der Rundfunkrat gebeugt hat.

Wie sehen Sie der künftigen Amtszeit von Herrn von Lojewski entgegen?

Mein Bestreben wird jetzt darauf gerichtet sein, daß der Vertrag, der mit ihm noch ausgehandelt werden muß, ausschließt, daß im Falle eines Scheiterns der SFB mit Pensionslasten konfrontiert wird. Da muß mit aller Härte verhandelt werden. Denn das Risiko, daß es scheitert, ist sehr groß. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herrn von Lojewski dieses vom Management her heruntergewirtschaftete Haus wieder in Ordnung bringen kann. Sollte ich mich täuschen, dann werde ich öffentlich um Entschuldigung bitten - für vielleicht zu rasch und zu forsch gewählte Worte. Aber ich kann das nicht sehen.

Interview: bim