Kupfer im Kaffee: Saures Trinkwasser

Trinkwasserquelle in Hann.-Münden übersäuert / Wasser löst Metall in den Rohren und führt zu erhöhten Schwermetallwerten  ■  Aus Göttingen Reimar Paul

Für die Grüne Liste im Rat der Stadt ein „schrilles Warnsignal“, für die örtliche Stadtverwaltung kein Grund zur Aufregung: Eine Trinkwasserquelle der Gemeinde Hannoversch -Münden im Landkreis Göttingen ist stark übersäuert. Die etwa 100 Einwohner des abgelegenen Ortsteils Bursfelde dürfen zum Trinken oder Kochen bestimmtes Wasser nicht mehr ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen aus den Hähnen zapfen.

Vor ungefähr einem Monat, so ein Sprecher der für die Wasserversorgung zuständigen Hann.-Mündener Stadtwerke, sei der PH-Wert in der inmitten eines Waldstücks gelegenen Quelle stark abgesunken und habe sich „bedenklich“ der laut Trinkwasserverordnung zulässigen Grenzmarke von 6,5 genähert. Bei den am Dienstag dieser Woche gezogenen Proben betrug der Wert sogar nur 6,2.

Die von null bis 14 reichende PH-Wert-Skala mißt und vergleicht den Säure- beziehungsweise Alkali-Wert von Flüssigkeiten. Nimmt der PH-Wert um eine Einheit, etwa von sieben auf sechs, ab, so bedeutet dies eine Verzehnfachung der Konzentration von Wasserstoff-Ionen, mithin der Versäuerung.

Unbestrittene Ursache des sauren Wassers von Bursfelde sind Schadstoffeintragungen im Einzugsbereich der Quelle, auch wenn der Vertreter der Stadtwerke zusätzliche Einwirkungen von Huminsäuren - das sind Verbindungen, die im Boden aus abgestorbenen Pflanzen entstehen - nicht ausschließen mochte. Eine gesundheitliche Gefährdung für die betroffene Bevölkerung besteht indes weniger durch das saure Wasser selbst als vielmehr durch die davon verursachten Schwermetallablösungen in den Leitungssystemen. So wurden nach Auskunft des Hann.-Mündener Stadtkämmerers Lütcke in einigen Haushalten hohe Kupferkonzentrationen festgestellt.

Um den Säurewert zu senken, wurde gestern nachmittag ein mit Kalkgranulat gefülltes Rohr als provisorischer Filter in die Quelle gestopft. Gleichzeitig gab die Stadtverwaltung die Lieferung einer „richtigen“ Entsäuerungsanlage in Auftrag. Darüber hinaus heißt es von den Stadtwerken beschwichtigend: „Wir betonen, daß das Wasser weiterhin trinkbar ist. Die Maßnahme, das Wasser vor Benutzung ablaufen zu lassen, ist lediglich eine Empfehlung.“

Für den grünen Ratsherrn Günther Hestler markiert die Wasserverseuchung in seiner Gemeinde den Anfang einer kaum mehr zu stoppenden Entwicklung in großem Maßstab: „Wenn Schwermetalle und Schwefeldioxid erst einmal die tiefer liegenden Grundwasservorräte vergiften, nützen keine Filteranlagen mehr was.“ Dann nämlich sei die Katastrophe, „vor der wir immer gewarnt haben“, da. „Bursfelde ist nur der Anfang.“