6.000 Pässe als Opfergabe

Berlin (taz) - Um den von Bonn für den 1. Juni angekündigten Visumzwang für Jugoslawen noch abzuwenden, haben die jugoslawischen Behörden in den letzten vier Wochen über 6.000 Pässe eingezogen oder verweigert. Begründung: ein Absatz im Paßgesetz, demzufolge allen Jugoslawen der Paß verweigert werden kann, die im Ausland dem Ansehen des Landes Schaden zufügen könnten. Da es Bonn vor allem darum geht, Asylbewerber nicht an BRD-Grenzen gelangen zu lassen, wurde kurzerhand angeboten, auf den Visumzwang zu verzichten, wenn Jugoslawien durch eigene Maßnahmen die Zahl der Asylbewerber in der BRD drastisch einschränke. Allein im letzten Jahr suchten 20.812 Jugoslawen in der BRD Asyl, die meisten waren Kosovo-Albaner, Roma und Sinti, nur knapp 70 Jugoslawen erhielten 1988 Asyl. Der Entzug der Pässe paßt den serbischen Behörden gut ins innenpolitische Befriedungskonzept. Der Protest gegen die Ausschreitungen von Miliz- und Militäreinheiten im Kosovo wird im Ausland inzwischen von geflüchteten Albanern organisiert. Diese Unruhequelle auszuschalten, ist erklärtes Ziel der Regierung in Belgrad.

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