TechnikerInnen kommen

■ MaschinenbauerInnen vom Streikfieber angesteckt

Gestern dachte auch die eigentliche Stammbelegschaft der Hochschule Bremen über „Streik“ nach: Die Studierenden in den harten technischen Studiengängen Maschinenbau und E -Technik, Bauingenieurwesen und Architektur. Mehrere hundert von ihnen versammelten sich gestern früh um 9 Uhr in der Mensa und beschlossen einen ersten „Aktionstag“: Am Mittwoch werden sie mit „großen Bussen“ dem streikenden Fachbereich Sozialwesen am universitären Campus einen Besuch abstatten. Und bei diesem Besuch im besetzten „GW 1“ wollen sie über weitere Aktionen nachdenken. Ein Student gestern unter Beifall: „Das Thema Streik ist nicht vom Tisch. Aber wir brauchen noch mehr Vorlauf, um uns zu informieren.“

Zu kritisieren hatten die Technik-Studis an ihrer Hochschule: „Museale“ Laborräume („Antiquariat“), überfüllte Vorlesungen, sowie überalterte LehrerInnen, die kein Interesse daran hätten, die dringend erforderlichen modernen Geräte zu bestellen. Ein Redner hatte Zahlen über das Durchschnittsalter des Lehrkörpers parat: Die ProfessorInnen der „Hochschule für Technik“ (HfT) sind demnach derzeit 55 Jahre alt, die technischen MitarbeiterInnen immerhin noch ein Jahr jünger.

Anstoß für die Debatte über Studienbedingungen sind Pläne des Wissenschaftssenators, den Fachbereich Sozialwesen vom Unicampus (Bremen-Horn) in die Gebäude der TechnikerInnen umziehen zu lassen (Bremen-Neustadt). Die „TechnikerInnen“ befürchten für den Fall, daß zusätzlich 700 „SozialwissenschaftlerInnen“ in ihre Gebäudetrakte einziehen, eine weitere Verschlechterung ihrer Studienbedingungen: Kampf um noch knapper werdene Labor-und Mensaplätze, Kampf um die drei großen Hörsäle E 600, S 5 und „Alte Mensa“ und dies alles mündend in einen „Zwei-bis Drei -Schicht-Vorlesungs-Betrieb“, der bis 20 Uhr abends oder gar bis tief in die Nacht währen könne. StudentInnen warfen dem Rektor vor, die bisherigen Umbaupläne seien weder in der Mensa noch in der „Hochschule für Nautik“ realisiert und dennoch würde ein so großer Umzug wie der des FB Sozialwesen für das Sommersemster 1990 geplant. Rektor Ronald Mönch bot den Studierenden an, sie könnten in der Arbeitsgruppe seiner Verwaltung mitarbeiten, und mitplanen, wie sich die Kapazitäten der Neustädter Zentralgebäude für beide Fachbereiche nutzen ließen: „Wir wissen das noch gar nicht, ob die Vorlesungen künftig tatsächlich bis in den Abend hinein dauern.“ Darauf eine Studentin: „Das ist ein Armutszeugnis, wenn die Verwaltung nach zweijährigen Umzugsplänen noch nicht zu konkreteren Ergebnissen gekommen ist.“ Den Aktionstag beschloß die disziplinierte Versamlung ohne jegliche Gegenstimme.

B.D.