piwik no script img

Die Rechnung ohne den Wirt

 ■ V O R L A U F

(ARD, Samstag, 23.40 Uhr) Der amerikanische Autor James M.Cain wurde mit seinem schwarzen Krimi von 1934, The postman always rings twice, weltberühmt. Kein Wunder also, daß auch die Traumfabriken sich für das Buch interessierten. Bis heute ist der Roman viermal verfilmt worden. Zunächst wurden die Europäer auf den Krimi aufmerksam. Pierre Chenal brachte 1939 mit (Le Dernier Tournant) die erste Filmadaption auf die Leinwand. Jean Renoir, der ihn ursprünglich auch verfilmen wollte, schlug ihn Luchino Visconti vor. Der benutzte ihn als Grundlage für Ossessione (1942). Vier Jahre später war dann auch Hollywood so weit und brachte die düstere Erzählung um Ehebruch und Mord auf die Leinwand ohne, man wundert sich, die Geschichte zu versauen. Im Gegenteil, der Film (in den deutschen Kinos lief er unter dem Titel Im Netz der Leidenschaft) gilt heute zurecht als ein Klassiker der „Schwarzen Serie“. Worum geht es?

Völlig abgebrannt kommt Frank Chambers (John Garfield) zu einem kleinen Restaurant, das sich, wie unzählige andere, irgendwo an einer Straße in Kalifornien befindet. Es wird von dem Griechen Nick Smith (Cecil Kellaway) und seiner attraktiven Frau Cora (Lana Turner) geführt. Zunächst beachtet Cora Frank kaum, doch dann verlieben sich die beiden leidenschaftlich ineinander. Da sie keinen anderen Ausweg sehen, beschließen sie, den ahnungslosen Nick umzubringen. Der erste Versuch scheitert, doch beim zweiten Mal klappt es. Durch die Tricks eines gerissenen Anwalts können die beiden den starken Tatverdacht gegen sich abschütteln. Aber bevor sie ihr Glück genießen können, hat Cora einen Autounfall und kommt dabei um. Wieder gerät Frank, diesmal unschuldig, unter Mordverdacht. Er wird verhaftet und zum Tode verurteilt. In der Todeszelle schreibt er seine Lebensbeichte. Der Film erzählt die Geschichte in einer langen Rückblende. Der negative Held sieht seine Fehler und Schwächen ein, aber es ist zu spät. Er kann nichts mehr ändern.

Regisseur Tay Garnett hat die düstere Story hervorragend in Szene gesetzt und mit dem zynisch-zornigen John Garfield und der kühlen Lana Turner optimal besetzt. Doch Hollywood schaffte es trotzdem noch, den Krimi-Klassiker mit einer neuen Version zu begraben. 1980 bumsten Jack Nicholson und Jessica Lang sich unter der Regie von Bob Raffelson durch die Geschichte und machten aus einem Film über eine fatale Leidenschaft und die Ironie des Schicksals einen billigen Soft-Porno.

Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen