Welcome Mr. Bush

Interview mit Peter Lohaus, früherer Abgeordneter der AL und Mitglied der „Grünen Panther“, zum Bush-Besuch  ■ I N T E R V I E W

taz: Christian Ströbele hat gesagt, US-Präsident Bush sei kein willkommener Gast in Berlin.

Peter Lohaus: Ich sehe das anders. Wir sollten analog wie damals beim IWF sagen, wir begrüßen alle ausländischen Gäste hier. Wir sollten die ganz anderen Möglichkeiten, die wir in der rot-grünen Koalition haben, nutzen und ihm direkt unsere Vorstellungen von der alliierten Politik in Berlin und auch zu Mittelamerika sowie zur Abrüstungspolitik vortragen. Ich bewerte das tatsächlich als Chance. Auf der anderen Seite werden wir uns natürlich dafür einsetzen, daß möglichst viele Leute auf der Straße demonstrieren.

Ist das kein Widerspruch?

Nein. Ich glaube, daß Ströbele unsere neuen Möglichkeiten und unsere neue Rolle noch nicht klar geworden sind. Das heißt nicht, daß wir in der Regierung alles gut finden, was die USA macht, sondern daß wir jetzt in der Regierungsmitverantwortung auch Staatsgästen unsere Meinung offen darlegen.

Hälst du es für richtig, daß die AL zu einer Demonstration aufruft?

Aber sicher. Besonders wegen der Abrüstungspolitik ist das ganz entscheidend. Man darf das nicht verwechseln. Die Möglichkeiten, über die Koalition Einfluß zu nehmen, gelten ja nur für wenige Repräsentanten der AL, und wenn wir nur das machen würden, würden wir ja alles das abschneiden, wofür wir auch stehen.

Es wird eine Menge Leute geben, die nicht verstehen, wie ihr euch mit Bush an einen Tisch setzen könnt. Wie erklärst du denen das?

Ich nehme mal an, die nicaraguanische Führung würde sich sofort mit Bush an einen Tisch setzen, wenn es ginge.

Die AL hat sich in der Frage des USA-Besuchs von Momper und der Senatorin Schreyer überhaupt nicht geäußert. Warum tut sich die Partei so schwer damit, offensiv mit ihrer Rolle umzugehen?

Es war ganz klar vorauszusehen, daß Michaele Schreyer die Einladung an Bush mit überbringt. Man hätte das also vorher politisch diskutieren können. Die AL wird noch viele solcher Fehler begehen, weil sie nicht genügend realisiert, daß sie jetzt schneller und von selbst politisch Stellung nehmen muß und nicht erst dann, wenn die Sozialdemokraten etwas gemacht haben. Der Fehler ist, daß die AL das nicht als Chance benutzt, früher alternative Vorstellungen zu entwickeln und in die politischen Prozesse einzubringen. So kommt immer nur dieses Genöle raus.

Interview: bf