Und Karlsruhe?

■ Betr.: Berichterstattung über WAA Wackersdorf, taz vom 14.4.89

betr.: Berichterstattung über WAA Wackersdorf,

taz vom 14.4.89

(...) Kleinere Bewegungen und Meinungsverschiedenheiten im „herrschenden Block“ werden gleich zu Freudenmeldungen aufgebauscht. Konkret: Aus dem Rückzugswunsch der VeBa wird gleich die „spektakuläre Wende“ konstruiert, der BRD-Staat erscheint völlig im Griff der Aussteigewilligen, gegen die nur noch die CSU-„Meuterer“ aufbegehren. Kohl hat ja dann auch gleich am nächsten Tag klargestellt, daß die Bundesregierung - entgegen Eurer Gesundbeterei - weiterhin zu Wackersdorf steht.

Eure gesamte Berichterstattung negiert, daß die von der VeBa angeführten ökonomischen Gründe schon immer gegen Wackersdorf sprachen. Der Grund für das Festhalten an Wackersdorf lag ergo noch nie auf dieser Ebene (und die EVUs grummeln deswegen schon länger), sondern hier soll die Option auf die eigene Atombombe gewahrt werden. Das gilt nach wie vor.

Weiterhin negiert Ihr, daß es eine bundesdeutsche WAA schon gibt, nämlich die WAA Karlsruhe, immerhin im Maßstab eins zu zehn im Vergleich zu Wackersdorf. Dort wurden bisher ca. 1.200 Kilogramm Plutonium aufbereitet. Auf der Jahrestagung Kerntechnik 1986 hat DWK-Chef Salander ganz klar gemacht, wieso die WAA Karlsruhe nicht 1992 stillgelegt, sondern bis zum Anlaufen von Wackersdorf weiterbetrieben werden soll: 1992 bis 1995 werde nämlich der Atomwaffensperrvertrag neu verhandelt, und die BRD müsse in dieser Zeit unbedingt zur Abtrennung von Plutonium fähig sein. (...)

Wer Druck machen will, sollte sich zwei Termine merken:

7.5. Demonstration am Kernforschungszentrum und WAA Karlsruhe

3.6. Demonstration in München gegen die WAA.

Jürgen Elsässer, Arbeitskreis Reaktoren und Raketen, Stuttgart

Man kann „dieser unserer“ Regierung vorwerfen was auch immer, eines jedoch nicht: daß sie die demokratischen Spielregeln achtet.

In Sturheit fest, unbeirrbar wird festgehalten an dem, was die mündigen, demokratischen BürgerInnen in Mehrheit abgeschafft sehen wollen: den „friedlichen“ Atom-Kreislauf, Herstellung, Nutzung, Wiederaufbereitung, Endlagerung; Raketenstationierung und die als „Modernisierung“ bezeichnete weitere Aufrüstung, Tiefflieger; Gifte zu Kriegszwecken, Herstellung, Lagerung und Export, vernünftigerweise auch die „friedliche-fortschrittliche“ Vergiftung in allen Lebensbereichen.

Der wahre Souverän, das Volk in seiner Mehrheit, fordert..., die „Staatsgewalt“ widersteht mannhaft. Deutsche Demokratie 1989.

Irmgard