Neulich in der Frauenredaktion...

... ruft, was nicht so oft vorkommt, ein Mann an. In warmem, schwäbelndem Ton, der in mir heimatliche Gefühle weckt, fragt er sehr freundlich nach der Adresse einer taz-Autorin. Sie hatte sich Anfang des Monats zu den Mankos des Knaben in der Kunst geäußert. Was will er dazu wissen? Ist er ein Künstler, der zur Selbstreflektion neigt? Oder ist er ein aufgeschlossener Pädagoge? Schon aus Gründen des in dieser Zeitung hochgelobten Datenschutzes kann ich ihre Adresse nicht ohne guten Grund herausgeben. Von „Bauknecht„ -Hausgeräten aus Stuttgart sei er, klärt er mich auf, und man führe nicht umsonst den Slogan: „Bauknecht weiß, was Frauen wünschen.“

Mit einem besonders intelligenten „Aha“ verberge ich meine Überraschung und lausche weiter. In dem Beitrag sei es darum gegangen, daß Mädchen im Kunstunterricht ganz andere Motive wählten als Jungen. „Ja“, fällt es mir da wieder ein, „während Jungen viel Kampf, Technik und Maschinen malen, zeigen die Mädchen in ihren Bildern vor allem Mensch und Tier in glücklichen harmonischen Beziehungen.“ Und das, so fährt er fort, habe Bauknecht zu der Überlegung veranlaßt, ob ihre Hausgeräte wirklich frauengerecht konzipiert seien. „Vielleicht gefällt Frauen das überhaupt nicht, wenn eine Waschmaschine, hochtechnisch wie ein Computer, viele Programme hat. Oder das laute Brummen des Wäschetrockners, das Potenz verraten soll, sagt ihr überhaupt nicht zu.“

Aber dieses Forschungsprojekt leuchtet mir ein schließlich war ich schon immer für Schalldämpfung am Arbeitsplatz. Ich gebe ihm die Adresse meiner geschätzten Autorin.

Die besten Ideen hat frau bekanntlich einen Tag später. Ich rufe ihn an, aber da ist seine Sekretärin und der Chef nicht mehr zu sprechen. Schade. Vielleicht hätte ihm mein Vorschlag gefallen. Bauknecht soll die Haushaltsgeräte lassen wie sie sind, das rechnet sich betriebswirtschaftlich besser. Statt dessen sollten sie den Slogan leicht verändern: „Bauknecht weiß, was Männer wünschen.“ Der Ruf des Trendsetters wäre dem nimmermüden Schwaben gewiß.

Gunhild Schöller