„Kein Grund zum Feiern in Hamm“

Harald Haun, seit 13 Jahren in der Bürgerinitiative gegen den THTR, zur Stillegung  ■ I N T E R V I E W

taz: Wird jetzt in Hamm gefeiert?

Harald Haun: Nein. Wir sind uns noch unsicher, ob jetzt sofort und endgültig stillgelegt wird, oder ob der Reaktor noch mehrere Jahre Strom produzieren soll. Seit Monaten ist ja die Rede von einer „geordneten Stillegung“. Das bedeutet, die vorhandenen Brennelemente sollen noch verbrannt werden. Der Vorrat reicht noch etwa für drei bis vier Jahre.

Habt Ihr mit dem Aus für den THTR gerechnet?

Prinzipiell ja, aber konkret kam die Nachricht etwas überraschend. Vor einem halben Jahr gingen wir davon aus, daß der Reaktor noch zehn Jahre betrieben wird. In den letzten Monaten jedoch äußerten die Betreiber den Stillegungswunsch; der THTR ist ihnen zu teuer geworden. Jetzt scheint es der VEW nur noch darum zu gehen, den seit Herbst wegen Schäden an den Heizgaskanälen stilliegenden Reaktor schnellstmöglich wieder ans Netz schalten zu können

-und zwar ohne bestimmten Nachrüstforderungen der Behörden nachzukommen und ohne die fällige, kostspielige Reparatur. Sie spekulieren darauf, daß die Genehmigungsbehörde nicht auf diesen Forderungen besteht, sondern eine Betriebserlaubnis erteilt, nach dem Motto: Reparatur und Nachrüstung sind überflüssig, der THTR wird ja sowieso stillgelegt.

Das spräche für eine geschickte Inszenierung der VEW, an der die Landesregierung nicht unbeteiligt sein dürfte.

Vergangene Woche besuchte eine Delegation unserer BI Wirtschaftsminister Jochimsen in Düsseldorf. Er muß in Kürze entscheiden, ob der THTR ohne Reparatur wieder in Betrieb gehen kann. Er werde sich, so signalisierte er, an dem TÜV -Gutachten orientieren, das zu dem Schluß kommt, die abgerissenen Bolzen in den Heizgaskanälen seien nicht sicherheitsrelevant. Auch Töpfers Reaktorsicherheitskommission hat das so gesehen.

Werden die Bürgerinitiativen weiter arbeiten?

Selbstverständlich. Wenn der Reaktor ohne Reparatur wieder in Betrieb geht, werden die Unfallgefahren nicht gerade geringer. Wir bestehen auf der sofortigen Stillegung. Diesem Ziel dient auch die Demonstration am nächsten Sonntag, um 14 Uhr vor dem THTR. Wir befürchten, und auch das ist wohl beabsichtigt, daß die VEW-Ankündigung eine demobilisierende Wirkung haben wird. Warum noch demonstrieren, wenn er doch stillgelegt wird? Diese Frage hören wir jetzt hier öfter. Wir würden ja gern eine große Fete feiern - aber erst dann, wenn der THTR tatsächlich stillgelegt wird.

Interview: Petra Bornhöft