„Schwer erträglich“

■ Ende einer Blitzkarriere: Die Vorzeigefrau der REPs, Alexandra Kliche, trat aus / Die 19jährige war für ausländerfeindlichen Wahlkampf mitverantwortlich

„Naiv und begeistert“ sei die heute 19 Jahre alte Alexandra Kliche vor anderthalb Jahren den „Republikanern“ beigetreten und habe dort „schnell Karriere“ gemacht. Die stellvertretende Landesvorsitzende erklärte am vergangenen Wochenende medienwirksam ihren Austritt aus der rechtsradikalen Partei: Der 'Spiegel‘ hatte die Jungpolitikerin unter Vertrag genommen und ihr zwei Seiten Platz eingeräumt, ihren Abgang zu begründen. Beinahe die Tränen kommen einem, wenn man in dem Nachrichtenmagazin liest, welche Gewissensqualen die junge Idealistin bei den REPs erleiden mußte: „Auch mir schien unser Wahlkampfspot im Fernsehen - ausländische Kinder waren zu sehen, während die Musik aus dem Film Spiel mir das Lied vom Tod ablief schwer erträglich. Aber er brachte uns ins Gerede. Die Zeitungen schrieben über uns, wir waren schlagartig bekannt.“ Was Frau Kliche im 'Spiegel'-Beitrag lieber nicht weiter beschreibt: Sie war Chefredakteurin der Wahlkampfzeitung 'Der Republikaner‘, die im Januar in Berlin mit einer Auflage von 120.000 Exemplaren verbreitet wurde. Unter der Überschrift „Schluß mit dem Asylmißbrauch“ veröffentlichte Kliche einen Artikel in dem Wahlkampfblatt, der sie eher als gewiefte Demagogin denn als junge Idealistin erscheinen läßt: „Die Überfremdung unseres Vaterlandes birgt viele Gefahren: Ausländerfeindlichkeit, noch mehr Arbeitslosigkeit, soziale und kulturelle Spannungen sowie steigende Kriminalität!“ Dann erzählt Frau Kliche ein paar Horrorgeschichten von libanesischen Kindern, die „von ihrer 15köpfigen Familie auf Diebestour geschickt wurden“, und von einem vorbestraften Türken, der aufgrund einer „persönlichen Intervention von Innensenator Kewenig“ nicht abgeschoben werde. Kliche: „Übersteigt der Ausländeranteil zehn Prozent, dann wird jedes Volk rebellisch.“ Ihr Fazit: „Jeder, der sich nicht für eine Verringerung der Ausländerzahl in der Bundesrepublik einsetzt, beweist sich damit wirklich als ausländerfeindlich.“

Die 19jährige, die in der Werbebranche tätig ist, managte nicht nur die Wahlkampfzeitung für die REPs. Sie moderierte einige „Republikanersendungen“ für den offenen Kanal, interviewte auf dem REP-Ball in der Trabrennbahn Mariendorf vor rechtsradikalem Publikum den Bundesvorständler Professor Emil Schlee, präsentierte Schönhuber im ICC. Daß die Vorzeigefrau Alexandra Kliche, die sich vor anderthalb Jahren noch an den „Miss Berlin“ beteiligte, nun das Handtuch warf, wird die Parteifreunde schmerzen. Denn der PR -Spruch Schönhubers, bei den Berlinern würden die hübschesten Mädchen mitmachen, galt in der Regel ihr. Der gelernte Journalist Schönhuber weiß genau, daß man Politik auch verkaufen muß.

Die REPs behaupten nun, der CDU-Abgeordnete Kittelmann hätte Kliche abgeworben und ihr ein Angebot als „Medienreferentin“ gemacht. In dieser Angelegenheit hätte sich die Abtrünnige auch schon mit den CDU-Paten Landowsky und Kittelmann getroffen. Davon freilich wollen beide nichts wissen: „Totalen Quatsch!“ nannte Kittelmann die Geschichte. Gegenüber einigen „Republikanern“ habe Kliche ihren Übertritt zur CDU schon letzte Woche angekündigt, hieß es gestern in der Pressestelle der REPs.

ccm