: Abholzen von Regenwald ist gut fürs Golfspielen
■ In Malaysia beginnt ein Prozeß gegen Umweltschützer / Sie blockierten Zufahrtswege in die Abholzgebiete des Regenwaldes / Täglich verschwinden sieben Quadratkilometer Wald / Politiker verdienen kräftig mit / Deutsche Bundesbahn nimmt Tropenholz für Weichen
Berlin (taz) - Am Montag begannen im ostmalaysischen Sarawak Prozesse gegen 42 Angehörige der Penan- und Kayan -Bevölkerungsgruppe: Diese müssen sich für Blockaden von Zufahrtsstraßen in den großen Abholzgebieten des Landes verantworten.
Malaysia ist der größte Tropenholzexporteur der Erde. Um den kostbaren Rohstoff ausführen zu können, wurden in den vergangenen 25 Jahren über 30 Prozent des Regenwaldes in Sarawak geschlagen. Betrug die jährlich abgeholzte Schnittmenge nach offizieller Statistik im Jahre 1976 noch 4,4 Millionen Raummeter, waren es 1985 bereits 12,2 Millionen. Derzeit verschwinden täglich sieben Quadratkilometer Regenwald. Wenn diese Entwicklung ungebremst weitergeht, werden in rund sieben Jahren 90 Prozent des ursprünglichen Tropenwaldes vernichtet sein.
Um dies zu verhindern, begannen die einheimischen Penan, Kayan und andere Gruppen, im Frühjahr 1987 die Zufahrtsstraßen in die Abholzgebiete zu blockieren - mit durchschlagendem Erfolg. Fast ein halbes Jahr lang standen die Motorsägen der Holzfäller still. Ende Oktober 1987 schlug die Staatsmacht jedoch zu und verhaftete 42 Personen, die seit gestern vor dem Richter stehen.
Schon wenige Tage nach den Verhaftungen kündeten Regierungsvertreter mit unverhohlener Genugtuung die Wiederaufnahme der Rodungen an. Und im November 1988 erließ die malaysische Regierung einen „Zusatz zur Waldverordnung“, der das Vorgehen im nachhinein rechtfertigen sollte. Gleichzeitig sah der Erlaß für Blockaden eine Stafe von umgerechnet rund 1.500 Mark und Haft bis zu sechs Jahren vor.
Bei dem jetzt angelaufenen Rechtsstreit steht für die Regionalregierung von Sarawak viel auf dem Spiel. Die malaysische Justiz hat sich in der Vergangenheit bisweilen als unabhängige Kraft erwiesen, die nicht immer im Sinne der Staatsmacht urteilt. Wäre dies auch bei den Prozessen gegen die Blockierer der Fall, beträfe das die Inter essen der Provinzregierung ganz direkt.
Die Verfilzung von Politik und Wirtschaft ist in Sarawak so offensichtlich wie sonst selten. Der zuständige Minister für Umweltschutz und Tourismus, Datuk James Wong, besitzt die größten Abholzkonzession im ganzen Land. Zum Teil verhökert er sie gegen hohe Provisionen weiter, zum Teil beteiligt er sich mit seiner eigenen Firma „Limbang Trading Company“ unmittelbar am Kahlschlag. Angesprochen auf die schwerwiegenden ökologischen Veränderungen wie ausbleibender Regen erklärte er kürzlich unverblümt: „Klimaveränderungen sind kein Problem. Es regnet ohnehin zu viel. Das stört mich beim Golfspielen.“ Neben James Wong hält auch der Premierminister des Bundesstaates, Taib Mahmud, Abholzkonzessionen.
Etwa die Hälfte des geschlagenen Holzes wird nach Japan exportiert; danach folgt Südkorea. Japan finanziert seinerseits unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe den Bau von Straßen für die Abholzkolonnen. Zu den Käufern von Tropenholz gehören nach einer Aufstellung des „Regenwälder -Zentrums“ in Hamburg auch sieben bundesdeutsche Firmen. Nutznießer ist unter anderem die Deutsche Bundesbahn, die Bangkiraholz für Weichenschellen verwendet.
Klemens Ludwig
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