Foto und Bericht-betr.: Islamische Bekleidung

Teheran (afp) - Die höchste Gerichtsinstanz der islamischen Republik Iran hat ein bereits vor fünf Jahren verkündetes Gesetz für rechtskräftig erklärt, das von den Iranern eine rein „islamische Bekleidung“ verlangt. Das Gesetz sieht schwere Strafen für diejenigen - egal ob Mann oder Frau vor, die nicht bereit sind, die „vollkommene islamische Bekleidung“ zu respektieren. In den Paragraphen wird daran erinnert, daß die einzig unbedeckten Teile des weiblichen Körpers die Hände und Teile des Gesichts sein dürfen. Ein Kopftuch (Hijab), unter dem frau die Haare versteckt, muß von Wange zu Wange gespannt werden. Jegliche „unanständige und provozierende“ Schminke, ob Lippenstift oder Lidschatten, ist ungesetzlich. Strengstens verboten sind auch Kleidungsstücke, die die Formen des weiblichen Körpers, insbesondere die Brüste und die Beine bloßlegen oder ahnen lassen. Dazu zählen enge Hosen, Seidenstrümpfe, durchsichtige Blusen und Stoffe mit „extravaganten Mustern“. Beamtinnen werden stärker als alle anderen Frauen diesem Zwang unterworfen. Für sie sind Mantel und Hose aus einem kräftigem Stoff vorgeschrieben. Auch die Farbenauswahl ist begrenzt. Es darf lediglich ein tiefes Blau, ein dunkles Braun, Schwarz oder Grau sein. Auch die Männer werden zur Keuschheit gemahnt. Offene Hemden und „jede übertriebene körperliche Bewegung oder Geste“ sind für sie tabu. Die Strafen sind drakonisch: 74 Peitschenhiebe stehen einer Frau bevor, die sich nicht ausreichend bedeckt hält. Störrige oder in punkto Kleidung nachlässige Beamte werden entlassen oder dürfen bis zu fünf Jahre lang nicht in der Verwaltung arbeiten. Fabrikanten sowie Importeure von verbotenen Kleidungsstücken müssen ebenfalls mit Sanktionen rechnen. Eine erste Reaktion auf die Einführung der Kleiderordnung gab es von der iranischen Frauenvereinigung, deren Vorsitzende die Tochter des Ayatollah Khomeinis ist. Sie ließ durch ihre Generalsekretärin wissen, es sei „klar, daß diejenigen, die die islamische Kleidung nicht akzeptieren, Feinde der Republik sind“. „Wenn sie die westliche Kultur kopieren wollen, sollen sie gefälligst das übernehmen, was gut ist, nicht aber ihre unmoralische Seite.“

J.-J. Cazaux