Tribunal gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit

Rüsselsheim (taz) - Obgleich es „cats and dogs“ regnete, demonstrierten in der Opelstadt Rüsselsheim am Samstag mehrere hundert Menschen gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit im allgemeinen und gegen die Ausbeutung vor allem türkischer Frauen bei der Rüsselsheimer Gebäudereinigungsfirma Meffert im besonderen. Von den rund 1.600 ArbeitnehmerInnen bei Meffert seien 80 Prozent ohne jede soziale Absicherung beschäftigt, berichtete eine Sprecherin während der Auftaktkundgebung vor dem Sitz der Firma. Darüber hinaus habe sich Meffert, der auch Vorsitzender des Rüsselsheimer Gewerbevereins und SPD -Mitglied ist, jahrelang gegen die Einrichtung eines Betriebsrates gesperrt. Als sich die DemonstrantInnen nach der Kundgebung in Richtung Innenstadt in Bewegung setzten, prangte an der Glastür zum Meffert-Palast ein Graffiti: „Den Faschismus bekämpfen heißt den Kapitalismus bekämpfen.“

Die vom „Freien Kulturcafe“ organisierten Aktionstage wurden am Sonntag mit einem Tribunal zur Situation von Flüchtlingen in der BRD fortgesetzt. Dabei ging es auch um die doppelte Unterdrückung von Frauen in den Heimatländern der Flüchtlinge und die verschiedenen Motivationen zur Flucht. Gegen Ende der Veranstaltung kam es zu einer Kontroverse zwischen einem ausgesiedelten Ungarndeutschen und den anwesenden linken Türken, als der bei den Grünen engagierte Aussiedler den rumänischen Staatschef als „Diktator“ bezeichnete. In der sich anschließenden Diskussion zwischen den Türken und dem Aussiedler hätten beide Seiten „viel gelernt“, meinte einer der Beteiligten in der Nachbetrachtung der Veranstaltung“.

kpk