Hungerstreik in Frankreich

Vier Action-Directe-Gefangene verweigern die Nahrungsaufnahme für Zusammenlegung  ■  Aus Paris Georg Blume

„An der Seite unserer RAF-Genossen sind wir heute entschlossen, eine Bresche in die konterrevolutionäre europäische Politik zu schlagen.“ Mit zwei Erklärungen läuteten die vier historischen Führungsmitglieder der französischen Untergrundorganisation „Action directe“ (AD) am vergangenen Freitag ihren erneuten Hungerstreik ein.

Jean-Marc Rouillan, Nathalie Menigon, Joelle Aubran und Georges Cipriani haben sich angesichts des RAF-Hungerstreiks in der Bundesrepublik entschlossen, wieder aktiv in den „gemeinsamen Prozeß der anti-imperialistischen Klassenbefreiung“ (AD) einzusteigen.

Die vier zu lebenslanger Haft verurteilten Action-directe -Mitglieder hatten bereits im vergangenen Jahr einen insgesamt 116tägigen Hungerstreik geführt, den sie nur aufgrund der Zwangesernährung überlebten. Heute beschuldigen die Inhaftierten das französische Justizministerium, daß die zum Ende des Hungerstreiks im März 1988 mit dem Justizministerium getroffenen Abmachungen nicht eingehalten werden. Seit Oktober letzten Jahres, so AD-Anwalt Bernard Ripert heute, seien zumindest die Männer, Rouillan und Cipriani, wieder in vollständiger Isolationhaft.

In ihrer Erklärung nennen die Gefangenen nun erneut als Ziel die Zusammenlegung der politischen Gefangenen und Aufhebung der Isolationshaft, um AD politisch besser organisieren zu können. Damit stelle sich AD in eine „europäische Dimension des Kampfes“.

Im verangenen Jahr hatte der sozialistische Justizminister Arpaillange mit den Worten „Ich bin kein Henker“ noch die Isolationshaft kritisiert, wurde daraufhin aber freilich von seinem Regierungschef zurückgepfiffen. Dauert der neue Hungerstreik der Action-directe-Gefangenen an, dann wäre die sozialistische Regierung möglicherweise gezwungen, diese Debatte etwas gründlicher zu führen.