: Schon zwei FB's am Streiken
■ Seit gestern nicht nur „Sozialwesen“ in studentischer Hand
Streik auch an der HfT. Foto: Sabine Heddinga
Nautik, Sozialwesen, Technik, Wirtschaft. Vier nicht nur räumlich versprengte Fachbereiche hat die (Fach-)Hochschule Bremen, und die gestrige Vollversammlung war deshalb ein schon fast historisches Ereignis: Studierende aller vier Richtungen fuhren zu einer Gesamt-„VV“ und tauschten sich über ihre Studienbedingungen aus. An keinem der Fachbereiche hatten gestern Lehrveranstaltungen stattgefunden. Die TechnikerInnen konnten den anderen sogar die frohe Botschaft überbringen, daß sie den gestigen „Aktionstag“ zu einem Streik ausgedehnt und bereits um 6 Uhr früh alle Verbindungstüren dicht gemacht hatten. Zugänglich waren nur noch Mensa und Cafete: „Wir streiken solange, wie wir durchhalten. Oder solange, bis Franke uns Zusagen macht.“
Den Anstoß für den Aufruhr an der (Fach-)Hochschule hatten die SozialwissenschaftlerInnen gegeben, die seit zweieinhalb Wochen in Streik bzw. „Besetzung“ begriffen sind und denen langsam die Energie ausgeht. Sie protestieren, um den geplanten Umzug der 700 Studierenden in die Zentralgebäude in der Neustadt abzuwenden.
Von diesem Umzug des „Sozialwesens“ fühlen sich die Studierenden der anderen drei Fachbereiche direkt in ihren ureigensten Interessen getroffen: Erstens die TechnikerInnen, weil der FB Sozialwesen in ihren überlaufenen Gebäudetrakten mituntergebracht werden soll. Zweitens die WirtschaftlerInnen, weil sie gerade selbst umgezogen sind genau die Summe Geld, die ihnen für notwendige Umbaumaßnahmen (Cafeteria, Ausleihbibliothek) versprochen wurde, nun den SozialwissenschaftlerInnen ebenfalls in Aussicht gestellt wurde. Und drittens die NautikerInnen, die um den Bestand ihres eigenen Fachbereichs zittern und nun hören, auch ihr Gebäude in der Werderstraße solle künftig SozialwissenschaftlerInnen als Ausweichquartier für bestimmte Vorlesungen dienen.
Die VertreterInnen der vier Fachrichtungen hatten außer dem gemeinsamen Problem „Umzug“ jedoch noch eine Reihe weitere ureigenster Unzufriedenheiten und Aktionsanlässe: Nautikstudent Gerhard beklagte, Reedereien versuchten, mittels „Erpressung“ Einfluß auf Lehrinhalte zu gewinnen. Techniker Lutz berichtete über recht veraltete Professoren und Labore. In einem studentischen Papier wurden dazu „Fakten“ zusammengetragen: „Es existiert eine Umweltmußstation, die leider nicht mehr funktionsfähig ist. Ein verstorbener Professor ist nicht ersetzt worden, so daß Labore durch Kollegen oder technisches Personal betreut werden müsen. Im Bereich Maschinenbau gibt es von viele Maschinen, die in den 60er Jahren angeschafft wurden.“ Die Wirtschaftler berichteten, der Studiengang „Mangagement im Handel“ sollte durch Coop mitfinanziert werden. Die SozialwissenschaftlerInnen vermißten Frauenbeauftragte und Drittelparität. Alle vier einigten sich dennoch zügig auf einen „knackigen“ Forderungskatalog.“
B.D.
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