Tibet-betr.: "Tibet-Anhörung", taz vom 18.4.89

betr.: „Tibet-Anhörung“,

taz vom 18.4.89, Seite 2

Bei allem Verständnis für das Metropolen-Bedürfnis nach möglichst exotischen Lieblingsländern - in diesem Fall: Tibet - ist mir unbegreiflich, wie Petra Kelly und ihre Freunde dazu kommen, das eindeutig zu China gehörende Tibet als „völkerrechtswidrig besetzt“ zu erklären. Das heißt nichts anderes, als daß sie die Grenzen Chinas neu festgelegt wissen wollen.

Ein Minimum an politischer Sensibilität dafür, wie problematisch es - selbst bei einem richtigen Anliegen ist, von der imperialistischen BRD aus sich in die inneren Nationalitäten-Konflikte eines „Dritte-Welt„-Landes, und Chinas speziell, einzumischen, hätte vor diesem unsinnigen, pro-seperatistischen Engagement bewahren müssen.

So aber wird auch noch das alte Tibet der Adelsherrschaft und des Elends von ihrer Heiligkeit zu einer „Region des Friedens und der Gewaltfreiheit“ romantisiert und der Dalai Lama als eine Art Ersatz-Bagwhan für Grüne feilgeboten (anstatt endlich einmal die kluge Besonnenheit des verstorbenen Pantschen Lama zu würdigen).

Renate Müller, Alpirsbach