Soroptimistisch das Leben genießen

■ Frauen-Loge tagt in Park-Hotel / Aus jedem Beruf darf nur die Beste „der Freundschaft frönen“ / Auf den „charmanteren“ Scherf müssen sie verzichten

„Die Gleichberechtigung der Frau ist erst erreicht, wenn eine völlig unfähige Frau auf einem gesellschaftspolitich wichtigen Amt sitzt“, so klar und selbstbewußt umriß gestern die Präsidentin der Deutschen Union der Soroptimisten, die Dortmunder Jugendrichterin Siglinde Gerozissis, ihre Ansicht über den Zustand der Frauenemanzipation. Wenn in den nächsten Tagen größere Frauengruppen beim Bremer Daimler -Werk, beim Mittagsgebet im Dom oder auf der Pony-Kutsche in Worpswede auftauchen, dann dürfte es sich um

diese Frauen-Loge handeln, die mit über 100 Delegierten und 200 „Gästen“ im Parkhotel tagt und ein opulentes Beiprogramm absolviert.

Weltweit organisiert, in der Bundesrepublik inzwischen mit 67 Verbänden und in Bremen mit 30 Frauen vertreten, wollen die Soroptimisten zum zeigen, „daß

Frauen etwas erreichen können“: Von jedem Beruf darf in jeder Gruppe nur eine sein, einfach eintreten kann frau nicht: die Soptomisten wollen „die Besten ihres Berufes“ für ihren Verbund werben. Auch wenn der „Nachwuchs“ Sorgen bereitet - nur 9% der Mitglieder sind unter 39 Jahre alt versucht die Frauen-Loge, „Tabuthemen“ nicht aus dem Wege zu gehen. Sogar „Gewalt in der Ehe“ soll demnächst auf die Tagesordnung eines Kongresses. Die Frauen-Loge hat ein Brunnen-Projekt in Senegal finanziert, das von dortigen „Schwestern“ betreut wurde, sie unterstützt in Dortmund das Frauenhaus und vom Bremer Club aus Aussiedler-Frauen.

Was die Frauen-Loge aber vor allem verbindet, ist das Gefühl, weltweit „heimisch“ zu sein. Sie wollen das „Leben zu genießen“ oder „einfach der Freundschaft frönen“, wie die Präsidentin erklärte: „Durch unsere Internationalität ist unser Leben nicht ganz billig.“

Am Sonntag werden die Soroptimisten allerdings nicht wie vorgesehen von Bürgermeister Scherf begrüßt, sondern von Bildungsenator Franke. Scherf sei „charmanter“, wurde die Präsidentin von kundigen Bremer Soroptimisten über die Bedeutung dieser Änderung ins Bild gesetzt, aber Franke könne „auch taktvoll sein - wenn er will“

K.W.