Am Abend im Kino

■ „Die nackte Kanone“

„Der Film enthält alle klassischen Elemente, die für einen modernen Film von Bedeutung sind: Wir haben jede Menge Schauspieler, Kameras, viel Ton, eine ziemlich helle Beleuchtung, eine Art Dampfwalze und viele unterschiedliche Arten austretender Körpersäfte.“ (Produzent Robert K. Weiss).

Es hat definitiv etwas von amerikanischen Fernsehserien. Es hat dieses Zuckerwatten-Kulissenhafte der familiengroßen Seifen-opern, es hat Polizisten, Agenten und Baseballspieler, und es ist stets etwas Over-the-top, also nie wie im richtigen Leben. Von „Die Bären sind los“ hat es die Komik des Sportspiels und die pausbackene Albernheit der daran Beteiligten, aus „Dallas“ hat es Jenna Wade (Priscilla Presley), und die schnippisch-resolute Verlegerin von „Lou Grant“ (Nancy Marchand) ist diesmal Bürgermeisterin von L.A. und damit Vorgesetzte von Polizeileutnant Frank Drebin (Leslie Nielsen). Und Frank Drebin ist der Hase im Pfeffer.

„Mein süßer Hase“, nennt ihn Jane Spencer (genau: Priscilla Presley). Der süße Hase hat Zierfische und freie Parkplätze, hat einen Kühlschrank für Waren mit einem Verfallsdatum nicht über 1985 und verhindert im ersten Teil von „Die nackte Kanone„ eine übliche Weltrevolution der Nicht-West -GmbH&Co KG (Castro, Gaddafi, Gorbi...), im zweiten Teil den Anschlag eines brilletragenden, hypnotisierten schwarzen Baseballspielers auf die Königin von England. Beide Folgen laufen am selben Abend und haben in etwa den verdrehten Humor des Alfred E. Neumann, den die Inhaltsangabe verspricht: Drebin als Fassadenkletterer an aus dem Fenster gehängten beeindruckenden Oberweiten, als Strauchelnder am Betonpenis einer Statue, als parkplatzsuchende Ursache unübersehbarer Sachbeschädigung und als Real-Love -Liebhaber von Jane, der seiner Herzdame eine baseballfanherzzerreißende Verlobungsszene macht und im Falle eines Königinnen-Banketts mit Liebeskummer Strumpfbänder in Frack-Gesellschaften wirft. Eine dieser amerikanischen Anarcho-Komödien a la Marx Brothers, so viel Satire, daß man genau das nicht mehr merkt vor lauter Spaß.

Das wundert niemanden. Die unglaublichen Ermittlungen des Polizeileutnants Drebin hat David Zucker zwar allein inszeniert, geschrieben aber hat er's mit Bruder Jerry und Jim Abraham. Macht ein Zaz-Komikerteam mit Arbeitsproben wie „Kentucky Fried Movie“ oder „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“. Wer solche Warnungen in den Wind schlägt, ist selbst schuld, wenn er im Kino nicht 90 Minuten wiehert. Petra Höfe

UT, 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr

Stern, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr