Bedauerlicher Rücktritt

■ Betr.: „Hospital-Beirat trat zurück“, taz vom 24.4.89

1. Die Leitung des Evang. Hospitals hat den Rücktritt von Vertretern des Beirates der Eltern und Vormünder, der sich große Verdienste um unsere Behindertenarbeit erworben hat, mit Bedauern zur Kenntnis genommen.

2. Der Elternbeirat hat jedoch der Leitung des Hospitals als wesentliche Ursache für den Rücktritt einen anderen Grund als dargestellt genannt: Der Elternbeirat fühlte sich von einzelnen Mitarbeitern mißbraucht, die Unterstützung bei der Durchsetzung von Mitbestimmungsrechten fordern, die weit über die Regeln der Mitarbeitervertretungsordnung hinausgehen. Dieser Diskussion wollte sich der Elternbeirat

-zu Recht - nicht mehr stellen.

3. Es ist richtig, daß die Sozialpolitik des Landes Niedersachsen nicht von einer Auflösung der großen Behinderteneinrichtung ausgeht und deswegen Außenwohngruppen mit dem notwendigen Personalschlüssel für Ganztagsbetreuung nicht zuläßt. Die Leitung des Evang. Hospitals befürwortet die Schaffung eines differenzierten Angebotes an Wohnformen für schwerst-und mehrfachbehinderte Menschen.

4. Die Leitung des Evang. Hospitals hat den Elternbeirat mehrfach gebeten, die Bemühungen zu unterstützen, in weiteren kleinen Schritten für niedersächsische Bewohner Außenwohnstellen zu schaffen. Der Elternbeirat hat diese Unterstützung abgelehnt, weil er von deren Aussichtslosigkeit überzeugt zu sein meinte. Es kann also keine Rede davon sein, daß „der Elternbeirat mit seinen Reformvorstellungen für eine Dezentralisierung der Pflege in kleineren Einrichtungen nur gegen Beton lief“.

5. Auch ist falsch, daß die ehrenamtliche Arbeit eines Eltern- und Angehörigenbeirates „eher als Störfaktor“ angesehen wird: Vielmehr hat die Leitung des Hospitals aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Elternbeirat auch für den Altenpflegebereich einen Angehörigenbeirat initiiert.

6. Unsere beiden Bremer Außenwohngruppen sind ein kleines Stück praktizierter Reform und bereits vor der Blankenburg -Debatte entstanden. Nach nur 3 Jahren Existenz sind uns der Pflegesatz und ca. zwei Planstellen gestrichen worden, obwohl unser Stellenschlüssel zu keiner Zeit den der jetzigen Blankenburg-Nachfolge-Einrichtungen erreicht hat. Damit keine Zweifel aufkommen: Wir halten die Personalausstattung der Blankenburg-Nachfolge-Einrichtungen für gut und richtig, wehren uns aber, daß unsere Außenwohngruppen mit einer anderen Elle gemessen werden sollen.

7. Nicht zuletzt an diesem Beispiel wird deutlich, daß die freien Träger in der Behindertenhilfe letztlich auch nur Sozialhilfeempfänger sind. Sie bedürfen unbedingt der Unterstüzung von Verwandten und Vormündern. Die Leitung des Evang. Hospitals in Lilienthal tut das in ihren Kräften Stehende dafür, daß sich die Wohn-und Betreuungssituation der Geistig-und Mehrfachbehinderten auch in Niedersachsen nachhaltig verbessert.

Leitung des Evang. Hospitals Lilienthal