Narkotiker wollen mehr Apparate

■ 2.000 Narkoseärzte tagten in der Bremer Stadthalle / „Apparatemedizin ist human“

Häppchen und Cracker lagen zu Hauf zwischen den Spritzen und Schläuchen, Schoko-Maikäfer zwischen Kathetern und Monitoren, die permanente Bilder von Herz- und anderen komplizierten Operationen lieferten: In der Bremer Stadthalle trafen sich die Anästhesisten und Intensivmediziner zu ihrem alljährlichen bundesweiten Kongreß.

Gerade auf den Intensivstationen fordern Patienten und Angehörige den Einsatz von neuesten pharmazeutischen oder technischen Möglichkeiten, weiß Prof. Dr. med. Klaus Fischer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Arzt an der Ev. Diakonissenanstalt Bremen. Daß die „Apparatemedizin“ dennoch als inhuman verurteilt wird, korrigiert Fischer in: „Sie kann inhuman eingesetzt werden.“

Die rund 2.000 Narkoseärzte verabschiedeten auf ihrem Kongreß „Richtlinien zur Strukturqualität am Arbeitsplatz“. Ihre Mindestanforderung an die technische Ausstattung von Operationsräumen: ein Narkosegerät, Blutdruckmeßeinheiten, EKG-Monitore mit Registrierung, ein Defibrillator (zur Wiederbelebung), eine Temperaturkontroll-Einheit sowie ein Notfall-Instrumentarium.

Schwerpunkt der Tagung war außerdem die Schmerztherapie. Bundesweit leiden rund drei Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Darunter müßten 400.000 Patienten als „Schmerzkranke“ bezeichnet werden, bei denen sich der Schmerz zu einer selbständigen Krankheit entwickelt habe. Notwendig sei daher'eine fachübergreifenden Schmerztherapie, die auch Psychologen und Sozialarbeiter einbeziehe und ambulante Schmerztherapiezentren, um die Schmerzkranken wirksam zu versorgen. Dazu müßte jedoch auch die wirtschaftliche Basis insbesondere durch die Kostenträger geschaffen werden, die mit den Honoraren den Ärzten noch nicht einmal die gründliche Aufnahme der jeweiligen Krankengeschichte ermöglichen.

ra