In Puschen zum Modernes?

■ Nachbarn sind lärmbelästigt / Dem Veranstaltungszentrum in der Neustadt droht die Aushungerung

Frage: Was ist subventionierten und finanziell unabhängigen Kulturbetrieben gemeinsam? Antwort: Beide kriegen irgendwann irgendwas ab von Papa Staat. Frage: Worin unterscheiden sie sich? Antwort: Die erste Sorte kriegt was ab, wenn sie penetrant genug darum bettelt; die zweite Sorte kriegt was ab, ohne darum gebeten zu haben. Letzteres ist dem Modernes passiert. Anfang der Woche nämlich bekam die Kultkonzept GmbH (Firmenname) ein Schreiben des Stadt- und Polizeiamtes ins Haus mit der Androhung, ihr die Tanznächte ab 24 Uhr zu verbieten. Also Schluß zu machen, noch bevor es richtig losgegangen ist. Das käme einer Schließung gleich, da die Disco das finanzielle Standbein des Modernes ist. Das ist die neueste Entwicklung des Konflikts zwischen verärgerten Nachbarn und Modernes.

Von Anfang an, seit 2 1/2 Jahren gibt es ständig Klagen. Infolge davon ist der Beginn von Konzerten vorverlegt und die No-Pop-Night abgeschafft worden. Die Nachbarn aber hatten und ließen noch keine Ruhe, so daß das Stadt- und Polizeiamt nachts Messungen durchführte - den Richtlinien getreu in den Wohnungen bei geöffneten Fenstern

-deren Ergebnisse um 10-15 db über den zulässigen Werten lagen.

Selbst wer bei geschlossenem Fenster schläft, muß damit rechnen, durch nächtliche Klingelstreiche aus seiner Bürgerruhe geschreckt zu werden. Das jedenfalls ergab die Nachfrage bei den Nachbarn, wobei die Jüngeren und diejenigen, die Verständnis für das Discopublikum aufbringen, sich relativ wenig belästigt fühlen. Das Problem sind, so scheint's, nicht die BesucherInnen des Modernes, sondern die benachbarten SpießbürgerInnen.

Bis zum 8.Mai hat das Modernes Zeit, Stellung zu nehmen. Die Betreiber hoffen auf eine verkehrstechnische Lösung. Im Moment sieht es so aus, als ob die Behörde mit sich reden lasse und auch das Ortsamt ist dem Modernes hold. Und dann haben Hellmann und Woltersdorff, die beiden Geschäftsführer des Unternehmens, noch zwei bei uns in Bremen einfach obligatorische Argumente auf Lager, die sich unter das Motto „Kultur als Wirtschaftsfaktor“ subsumieren lassen: Arbeitsplätze und Werbung. Wenn schon nicht die Nachbarn, vielleicht hat ja wenigstens die Behörde deswegen ein Einsehen. rik