Immer höher und breiter

■ Das Wachsen der Müllberge wird neu geplant / Erweiterung der Blocklanddeponie wird jetzt konkret / Ortsbeirat Walle hat noch keine Meinung

Für die seit langem diskutierte Erweiterung der Blocklanddeponie ist jetzt das Planfeststellungsverfahren angelaufen. Als erster sollte in der letzten Woche der Ortsbeirat Walle seine Meinung hierzu sagen. Der ließ sich durch die Planer ausführlich informieren und entschied sich

-für Vertagung. Man stehe der Sache zwar eher negativ gegenüber, müsse sich aber noch weiter informieren, so SPD -Fraktionsvorsitzender Gerd-Rüdiger Kück.

Um 12 ha will die Bremer Umweltbehörde die 1969 errichtete Deponie erweitern, weil die jetzige Fläche von 38 ha nur noch bis zum Ende dieses Jahres verfüllt werden kann. Dann ist sie voll. Bereits jetzt sind dort über 9 Millionen Kubikmeter Müll aufgebracht. „Wegen der erheblichen Steigerung des Bremer Müllaufkommens ist die Kapazitätsgrenze der Deponie viel eher erreicht, als dies erwartet worden war. Allein in den Jahren von

1987 bis 1988 gab es eine Steigerung von 389.000 Tonnen auf 726.000 Tonnen“, sagt Joachim Lossau, für die Planung der Abfallwirtschaft zuständiger Abteilungsleiter. Zusammen mit einem weiteren Behörden-Mitarbeiter stand er auf der öffentlichen Beiratssitzung in der vergangenen Woche Rede und Antwort.

Die WallerInnen befürchten, daß von der Deponie Umweltgefährdungen ausgehen, vor allem Vergiftungen des Grundwassers. Die Planer konnten dies zwar „nicht mit absoluter Sicherheit“ ausschließen, wollten aber trotzdem die Bedenken ausräumen: Die Bodenverhältnisse seien gut, und eine 75 cm dicke Tonschicht werde als sichere Basisabdichtung dienen. Darüber hinaus werde ein Ringbecken die neue Deponie umgeben und eine Abdichtung gegenüber der Altfläche angebracht. Auf eine Grundwasserabsenkung könne verzichtet werden.

Auswärtiger Müll, gefährliche Stoffe und solche Müllanteile, für die es spezifische Behandlungen gibt, sollen auch zukünftig nicht auf die Deponie gelangen. Um dies sicherzustellen, seien die beiden Kontrollen auf dem Gelände der Deponie ausreichend. Nach dem Antrag der Betreiber, der Grundlage für das jetzige Planfeststellungsverfahren ist, sollen aber auch weiterhin unter anderem Bauschutt, Sperrmüll, Industrie-und Gewerbemüll, sogar Filterstäube aus der Bremer MVA abgelagert werden dürfen.

Dies sorgte nicht nur auf der Beiratssitzung für Unruhe, sondern war eigentlich auch anders geplant. Im Entwurf für den Abfallwirtschaftsplan, den Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte am Heiligen Abend letzten Jahres vorgelegt hatte, war wegen der möglichen Dioxinbildung die weitere Ablagerung der Filterstäube noch ausgeschlossen worden. Aber: Die Planer sehen dies praagmatisch. „Durch die

technische Ausstattung hat die neue Deponiefläche eine völlig andere Sicherheitsqualität erhalten“, sagt Joachim Lossau. „Und wir müssen die Filterstäube ja auch im Lande Bremen unterbringen. Wo denn sonst, wenn nicht hier im Blockland?“

Trotz der erheblichen Erweiterung wird auch die neue Deponiefläche nach jetzten Schätzungen nur bis zum Jahre 1994 reichen. Und dies selbst dann, wenn in den nächsten Jahren durch verstärkte Recyclingbemühungen die Müllmengen reduziert werden können. Und was dann?

In dem Bebauungsplan von 1969 waren insgesamt 60 ha als mögliche Deponiefläche ausgewiesen, davon wären dann noch 10 vorhanden. Aber auch die würden unter günstigsten Bedingungen nur bis knapp in das nächste Jahrtausend hineinreichen. Da es alternative Standorte nicht gibt, ist hier eigentlich schon die nächste Erweiterung der Blocklanddeponie vorprogrammiert. om