Der Frau auf den Zwickel geschaut

■ Warum die Herren vom 'Zeit'-Magazin richtig gaffen sollten oder gar nicht

Da hat man sich ordentlich angestrengt bei der 'Zeit‘ und auch mal einen Blick riskiert, und schon ist die Sache gründlich in die Hose gegangen, pardon: in den Zwickel. Das kommt eben dabei heraus, wenn man die Lust in Bildung verpackt. Meine Herren, Sie sollten sich entscheiden: gaffen sie entweder richtig hin oder gar nicht. Aber diese verklemmten Äußerungen peinlicher als die Plattitüden der Yellow-Press. Hinter der wortreichen Hommage an die sportliche Frau verbirgt sich doch nur die übliche geile Manneslust. Die Photos sind so scharf geschossen, daß der Rest der abrasierten Schamhaare gerade noch erkennbar ist. Mein Kompliment, Herr Photograph, wie lange mögen sie der Dame zwischen die Beine geschaut haben, um diese Meisterleistung zu erbringen?

Im 'Zeit'-Magazin vom 21.4. wollte man sich als Trendsetter profilieren und hat einen neuen Frauentyp entdeckt: die Sportliche. Auf sieben Seiten lassen sich die Autoren Volker Lilienthal (Text) und Magnus Gerwien (Photos) über sie aus, sieben Seiten lang wird sie in Wort und Bild gebannt, um am Ende das zu sein, was sie immer schon war: das Rätsel Weib. Der Schreiber jedenfalls scheint seine liebe Not mit der sportlichen Frau gehabt zu haben, zu sagen weiß er letztlich nichts, statt dessen läßt er sich zu süffisanten Sprachspielen hinreißen („Sie kann ringen, ... reitet wie wild und kann manchmal sogar das Börsenblatt beim nächsten Kiosk holen - wenn es sein muß im Sprint.“), indem er sich des Beischlafvokalubars bedient. Diskret, versteht sich, und immer mit einem Schuß Bildung dabei. Sogar Feministisches aus der Abteilung Frauenforschung hat der Mann gelesen.

Man scheint das 'Zeit'-Magazin wieder auf Vordermann bringen zu wollen - verständlich nach den Querelen des letzten Jahres. Aber warum, meine Herren, so zaghaft? Warum hat man die Dame nicht ganz ins Visier genommen, sondern nur im Ausschnitt? Ihre Kollegen von der Konkurrenz bei 'Bild‘ sind doch viel ungenierter. Haben Sie sich geschämt, ist ihnen deshalb nur der Zwickel in den Blick geraten? Oder brauchen die älteren Herrschaften bei der 'Zeit‘ vielleicht eine Brille? Nur Mut, das Schielen gibt sich. Übung macht den Meister. Beim zweiten Mal geht's in der Regel nicht in die Hose.

Heide Soltau