Annäherungen in Kamputschea

■ Sihanouk besteht nicht mehr auf Regierungsauflösung in Kamputschea vor den Wahlen Gesprächspartner in Jakarta zeigen sich optimistisch / Nicht mehr „Volksrepublik“ im Namen

Bangkok (afp/taz) -Vierzehn Tage vor dem chinesisch -sowjetischen Gipfeltreffen geben sich die zerstrittenen Stellvertreterparteien in dem seit zehn Jahren andauernden Kamputschea-Konflikt konzessionsbereit. Am Sonntag hatte sich der Widerstandsführer Prinz Sihanouk bei seiner Ankunft in Jakarta, wo er heute und morgen zu Gesprächen mit dem pro -vietnamesischen Regierungschef von Phnom Penh, Hun Sen, zusammenkommen wird, bereiterklärt, seine Forderung nach Auflösung der „Volksrepublik Kamputschea“ aufzugeben. Außerdem sei er mit einer internationalen Kontrollkommission zur Überwachung des vietnamesischen Truppenabzugs zufrieden, wenn Hun Sen seinen Vorschlag einer Internationalen Friedenstruppe ablehnen sollte. „Wenn dies wahr ist, könnte das zu einer Vereinbarung oder zumindest teilweisen Vereinbarung führen“, so der kamputscheanische Regierungschef, der die Zugeständnisse des Widerstandsführers Prinz Sihanouk bei einer Zwischenlandung in Bangkok offenbar kaum glauben konnte.

Auch die Führung in Phnom Penh setzt alles auf Aussöhnung: Am Samstag trat in der Hauptstadt eigens das Parlament zusammen, um die „Volksrepublik“ in den „Staat Kamputschea“ umzutaufen. Zudem wurden nach einem Bericht der Nachrichtenagentur 'spk‘ die Staatsflagge und die Nationalhymne geändert sowie der Buddhismus zur Staatsreligion ernannt.

Bislang hatte Sihanouk gefordert, vor international überwachten Wahlen solle sich die von Vietnam unterstützte kamputscheanische Regierung Hun Sens auflösen und zusammen mit einer oppositionellen Allianz aus den Roten Khmer, Anhängern von Prinz Sihanouk und denen des bürgerlichen Politikers Sonn Sann eine Übergangsregierung bilden. Sowohl Vietnam als auch die Regierung in Phnom Penh halten dagegen, daß eine solche Konstellation zu einer Rückkehr der „völkermörderischen Pol-Pot-Clique“ führen könne.

Hanoi und Phnom Penh hatten sich darüber hinaus gegen die Forderung Sihanouks gewandt, den vietnamesischen Rückzug sowie die darauffolgenden Wahlen von der UNO überwachen zu lassen, da die UNO noch immer die Widerstandskoalition (und damit mittelbar auch die Roten Khmer) als die einzige rechtmäßige Vertreterin anerkennt.

Sihanouk hofft bei dem Treffen in Jakarta, die verschiedenen kommunistischen Fraktionen Kamputscheas zusammenzubringen und offene Gespräche zwischen Hun Sen und den maoistischen Roten Khmer herbeizuführen.

SL