Tränen und Knallgas

■ Umgestürzte Gaslaterne am Lausitzer Platz machte Gasag- Arbeiter nervös / Sie fürchteten Explosion in einem Wohnhaus-Keller

Nur mit Mühe und etwa 45 Minuten Verspätung hatte der große, grau-grüne Einsatzwagen der Gasag seinen Bestimmungsort am Lausitzer Platz erreicht. Zusammen mit zwei Feuerlöschzügen steckte er in der Skalitzer Straße fest. Auch der behelmte Gasag-Mann, der sich, mit den Armen fuchtelnd, aus dem Wagen traute, konnte das nicht ändern. Pflastersteine beulten Dellen in den Blechpanzer des Reparaturfahrzeugs, brennende Barrikaden hemmten seine Weiterfahrt. Die Arbeiter der städtischen Gasbetriebe hatten es jedoch nicht umsonst eilig. Sie fürchteten eine Explosion im Keller eines Wohnhauses am Platz.

Grund: Ein Auto hatte eine Gaslaterne umgestürzt, der Mast war abgerissen. Er wurde „wohl als Hilfsmittel deportiert“, so Gasag-Sprecher Ludwig gestern. Dieser Umstand machte den Gasag-Arbeitern gestern jedoch weniger Sorgen, als die undichte Stelle, die der Gasmast hinterlassen hatte. In den Keller des Wohnhauses hinter der Laterne hätte das Stadtgas einströmen können, beschwor ein Arbeiter die Gefahr. Knallgas aus Gas und Sauerstoff hätte gar eine Explosion auslösen können. Eine Stunde lang, so Ludwig, trat das Gas aus der undichten Stelle. Dann war das Rohr wieder dicht.

„Tagtäglich“ passierten derartige Unfälle, beruhigte Ludwig. Auch trotz der „widrigen Umstände“ hätte es nicht unbedingt zu einem Unglück kommen müssen, obgleich eine Explosion „sicherlich möglich“ sei. So blieb es bei der leichten Verletzung, die ein Gasag-Arbeiter vor Ort durch Steinwürfe davontrug.

Wie aus einem übergroßen Bunsenbrenner hätte auch eine Stichflamme aus dem Mastloch zur Illumination des Platzes beitragen können, sozusagen zur Erinnerung an die verletzliche Infrastruktur einer Großstadt. Der faulige Geruch des Stadtgases hing auch nach dem Abzug des Gasag -Trupps noch einige Zeit in der Luft. Den Arbeitern hatte noch ein anderer flüchtiger Stoff zu schaffen gemacht: Tränengas, unter dem die Arbeiten vonstatten gingen.

hmt