Zwangsverschiebung blockiert

Bielefeld (taz) - Mit einer Sitzblockade verhinderten rund 50 Mitglieder von Kirchengemeinden und Bielefelder Flüchtlingsrat zusammen mit einigen Flüchtlingen am Dienstag den Abtransport von 150 Asylbewerbern aus dem Kosovo. Die Flüchtlinge sollen nach einer entsprechenden Entscheidung des Bundesauftragten für Asylangelegenheiten und des NRW -Sozialministers Heinemann von Bielefeld nach Zirndorf (Bayern) und Karlsruhe umverteilt werden.

Monatelang hatten sich der Flüchtlingsrat und der SPD -Landtagsabgeordnete Heinz Hunger vergeblich dafür eingesetzt, daß die Flüchtlingsfamilien in Bielefeld bleiben dürfen. Stadtdirektor Jürgen Heinrichs, der sich vor Ort der Diskussion mit den Blockierern stellte, versteht „so viel Aufhebens“ um die Umverteilung nicht. Zwar sei es „bedrückend“, daß Menschen im Sammellager Zirndorf „wie Gefangene gehalten“ würden, aber schließlich seien die Flüchtlinge auch dort vor politischer Verfolgung sicher.

Vertreter des Flüchtlingsrats verwiesen auf ihre bisher unwidersprochen gebliebene Dokumentation über die Situation von Flüchtlingen in Bayern, wonach sie dort mit unzureichender Verpflegung und Leben auf engstem Raum hinter Stacheldraht zu rechnen haben. Die ärztliche Behandlung ist „auf unmittelbare Gefahr für Leib und Leben“ beschränkt. Der Ausländerbeirat der Stadt hatte die Umverteilung als „nicht zu verantworten“ abgelehnt.

Die Flüchtlinge selbst wollen trotz der schwierigen Lebensbedingungen in der Bielefelder Gellershagenschule in der Stadt bleiben. Sie haben Angst. In den letzten Monaten haben sie wichtige Kontakte, sind hier in der Schule integriert. „Wir haben unsere Nerven verloren. Frauen und Kinder sind deswegen krank geworden. Eher lassen wir uns erschießen, als daß wir von hier weggehen“, rief ein Familienvater dem Stadtdirektor entgegen.

Der Verwaltungschef hat die Zirndorfer Lagerleitung und die Aufnahmegemeinden darum gebeten, daß die Flüchtlinge zu befreundeten Familien kommen. Auf der Umverteilung besteht er allerdings: „Wir ziehen unverrichteter Dinge wieder ab, aber wir werden wiederkommen, wenn genügend Polizeikräfte zur Verfügung stehen.“