SCHNITTSTELLEN

■ Gerhard Bohner tanzt „Im (Goldenen) Schnitt“ in der Akademie der Künste

Neun von insgesamt 81 Holzbalken, mutwillig zerbrochen und an den Bruchstellen mit Acryl ergänzt, bilden das von Vera Röhm entworfene Szenario zu dem fast einstündigen Studium von Bewegungsabläufen, die Gerhard Bohner in der Akademie der Künste zelebrierte.

Seinem Alter angemessen, er wurde 1936 geboren, seinen Erfahrungen entsprechend als Solist des Balletts der Deutschen Oper von 1964-71, Co-Leiter des Bremer Balletts mit Reinhild Hoffmann, um nur einige Stationen zu nennen, praktiziert er seine Theorien in kleinen Stücken zu Musik von Johann Sebastian Bach.

Bohner läßt einem in seiner Demonstration vom Schreiten, Gehen, Stehen, in seiner Zurschaustellung natürlicher Bewegungen des Kopfes, der Arme und der Beine in künstlicher, mechanisierter bzw. erzwungener Form nur die Wahl zwischen begeisteter Zustimmung oder schroffer Ablehnung. Entweder man hört und sieht sich hinein in den Rhythmus seines Vortrags, der gestaffelt ist durch die Musik und die oben erwähnten Pfähle, oder man ist versucht, die Augen auf die Lichtspiele im Acryl zu wenden bzw. die Ohren auf die Musik.

Es passiert schließlich auch nichts, außer dem Versuch des Tänzers, die abstrakte Frage im Raum stehen zu lassen, was es mit dem „Goldenen Schnitt“ auf sich hat, dem Gesetz der harmonischen, stetigen Teilung einer Strecke oder einer Fläche. Es bleibt nur die Bewunderung seiner ästhetischen Bewegungen, seiner abstrakten Schönheit und die Gewißheit, daß Gerhard Bohner denselben Tanz noch einmal in einer Installation von Robert Schad am 20. und 21. Mai, dann in der Ausstellungshalle, wiederholen wird.

Qpferdach