„Völlige, freundliche Normalität“

■ Regierender Bürgermeister Momper beim Antrittsbesuch in London / Keine britischen Sorgen über Rot-Grün / Senatorinnen Pfarr und Schreyer blieben am Rande

Die eiserne Maggie schreckt nichts: Auch der Regierungswechsel zu rot-grün in dem unter alliierter Oberhoheit stehenden Berlin/West habe nicht zu Befürchtungen oder ablehnender Haltung geführt, berichtete der Regierende Bürgermeister Momper gestern, als er nach einem immerhin 45minütigen Gespräch aus dem Haus Downing Street No. 10 trat. Momper wurde begleitet von den Senatorinnen Heide Pfarr (SPD, zuständig für Bundesangelegenheiten) und Michaele Schreyer (AL-nah, Umwelt). Sie werden heute nach Berlin zurückkehren.

Wie schon in Washington, so Mompers Eindruck bei Thatcher und Außenminister Howe, mit dem er am Vortag konferiert hatte, werde der rot-grüne Senat als Ergebnis demokratischer Wahlen mit angelsächsischem Pragmatismus akzeptiert. Zwar wurde in den Gesprächen nach den AL-Forderungen über eine Truppenreduzierung in West-Berlin gefragt, Momper redete sich dabei in der anschließenden Pressekonferenz stets auf die Vielfalt der Meinungen in der Partei AL heraus und verwies auf die Koalitionsvereinbarung: Keine Gefährdung des Status, aber Gespräche mit den Alliierten über Manöver und über die notwendige weitere Rechtsbereinigung. Konkret sei nichts festgelegt worden, hieß es, das gelte auch für die Verbesserung des Luftverkehrs (Kooperation Tegel/Schönefeld, Landerechte für die Lufthansa). Darüber sei zwar gesprochen, aber noch keine Ergebnisse erzielt worden. Der 1.Mai -Krawall, über den unter anderem auch die 'Times‘ mit Fotos berichtete, war ebenfalls Gesprächsthema.

Momper absolvierte sein dichtgedrängtes Programm - u.a. sprach er mit Oppositionsführer Kinnock, dem Londoner Bürgermeister Collett, und der stellvertretenden Außenministerin Lynda Chalker - zwar in der Regel gemeinsam mit seinen beiden Senatorinnen, die aber aus Protokoll- und Organisationsgründen bei den wesentlichen Gesprächen eine „eher schweigende Rolle“ (Heide Pfarr) einnehmen mußten, bzw., wie bei Frau Thatcher, in einem Wartezimmer in der Downing Street ausharren mußten, bis der Chef seine in fließendem Englisch geführten Gespräche beendete. Selbst zum kurzfristig anberaumten Shake Hands mit der Premierministerin vor den Kameras kam es nicht: Die sehr langen, sehr schwarzen Jaguar-Limousinen der beiden Senatorinnen blieben auf dem Weg nach Whitehall im Londoner Verkehr stecken. Sie kamen zwei Minuten zu spät zu Maggie: Closed Shop.

tr