Vorlauf: Kim Novak und Peter Finch

■ Große Lüge Lylah Clare

(Große Lüge Lylah Clare, ARD 23.30 Uhr) Ein cholerischer Studio-Chef (Ernest Borgnine), ein winselnder, krebskranker Producer (Milton Selzer) und ein zynischer Alt-Regisseur (Peter Finch), das sind die Hauptprotagonisten, mit denen der Hollywood-Kritiker Robert Aldrich (Vera Cruz, Wiegenlied für eine Leiche, 1983 im Alter von 65 Jahren gestorben) die Glamourfilme der Branche zu desavoieren sucht. Die Story ist relativ einfach: Ein besessener Regisseur versucht mit einem jungen Starlet das Leben seiner verstorbenen Gattin, Hollywood-Star Lylah Clare, filmisch in Szene zu setzen. Dabei versucht er die junge Schauspielerin bis zur Selbstaufgabe in die Rolle der Verstorbenen zu pressen, was sie nicht ertragen kann. In der Doppelrolle des verstorbenen Stars und der Nachwuchsschauspielerin Kim Novak, eine der Lieblingsschauspielerinnen von Alfred Hitchcock. Die bissige Abrechnung mit dem Hollywood-Starkult und den Praktiken der Traumfabrik, 1967 vom einstigen Chaplin-Assistenten gedreht, wird fast gänzlich von MGM, dem Verleih, unterdrückt. Was aber nicht nötig gewesen wäre, denn die getäfelten Interieurs, die gleißenden Roben und melodramatischen Sequenzen sind stärker als die satirischen Episoden des Films. So daß auch hier sich zeigt, daß das System stärker ist als alle Kritik.

taz