: Tausende boykottieren Exxon
US-amerikanische Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen legen Forderungskatalog vor / Konzern Exxon will mit Feuer die ölverdreckte Küste Alaskas reinigen ■ Aus Washington Silvia Sanides
„Wir können gegen Exxon vorgehen, indem wir mit unserem Steuerrad und unseren Dollars wählen.“ So rief Verbraucheranwalt Ralph Nader am Dienstag die Amerikaner in einer Pressekonferenz zu einem Boykott aller Exxonprodukte auf. Amerikanische Autofahrer sollen solange an Exxon -Tankstellen vorbeisteuern und ihre Dollars der Konkurrenz zukommen lassen, bis der Ölkonzern auf fünf Bedingungen eingeht, die von sechs großen Umwelt- und Verbraucherorganisationen gestellt wurden.
Exxon soll, so verlangen sie, alle Kosten für die Erdölbeseitigung und Schadensersatzansprüche, die im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe in Alaska entstehen, selbst tragen. Zusätzlich soll Exxon ein Treuhandkonto mit einer Milliarde Dollar jährlich für den Umweltschutz einrichten. Der Konzern soll sich verpflichten, keine Ölexplorationen im Naturschutzgebiet „Arctic National Wildlife Refuge“ oder vor den Küsten Alaskas vorzunehmen und endlich sichere Tankertechnologien und Programme zur Eindäm
mung von Erdölkatastrophen entwickeln. Des weiteren soll Exxon die erfolgten fünfzehnprozentigen Erhöhungen von Benzinpreisen rückgängig machen, damit die Kosten der Ölkatastrophe nicht auf den Verbraucher abgewälzt werden.
Bereits 10.000 Kunden bewiesen ihren festen Willen zum Boykott: Sie haben ihre Exxonkreditkarten - in zwei Teile geschnitten - an den Konzern zurückgeschickt. Weiterer Druck auf Exxon soll während der Aktionärsversammlung am 18. Mai ausgeübt werden.
Nur Stunden vor Ablauf einer von Behörden gesetzten Frist hat Exxon seinen angeblichen Säuberungsplan vorgelegt. Offenbar will der Konzern die Behörden um Ausnahmeerlaubnis für das verbotene Verbrennen und Vergraben der zähen Rückstände des nach dem Tankerunglück der „Exxon Valdez“ ausgeflossenen Öls bitten.
Bis zum 15. September sollen die Strände mehrerer verschmutzter Inseln im arktischen Prince-William-Sund von tausenden gutbezahlten Helfern gereinigt sein. Darüber hinaus baue man auf die „Selbstreinigungskräfte der Natur“.
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