Vorwärts zum Atommüllendlager

Das Planfeststellungsverfahren für den umstrittenen „Schacht Konrad“ wird zügig fortgeführt / Europas größte Atommüllkippe soll bald genehmigt werden / SPD sagt jein zu Atommüllendlager  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Im seit 1982 laufenden Planfeststellungsverfahren für das im Schacht Konrad geplante größte Atommüllendlager Europas geht es numehr zur Sache. Die Planfeststellungsunterlagen für das Endlager in dem ausgedienten Eisenerzbergwerk in Salzgitter sollen in der Zeit vom 29.Mai bis zum 28.Juli dieses Jahres ausliegen, teilte das Umweltministerium in Hannover mit. Man wolle das Verfahren so schnell wie möglich zum Abschluß bringen. Der öffentliche Erörterungstermin, auf dem die während der Auslegungsfrist vorgebrachten Einwendungen behandelt werden, soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Der Vorstandssprecher der niedersächsischen Grünen Kurt Dockhorn wertete die Eile als „politische Torschlußpanik“. Umweltminister Remmers wolle offenbar vor der Landtagswahl 1991 vollendete Tatsachen schaffen. Im Umweltausschuß des Landtags hat gestern die SPD einem Antrag der Grünen auf sofortigen Abbruch des Planfeststellungsverfahrens nicht zugestimmt. Die SPD-Vertreter enthielten sich der Stimme, weil sie eine Einlagerung von radioaktivem Müll aus „Forschung und Medizin“ in Schacht Konrad befürworten. Die Grünen befürchten inzwischen, daß im Zuge der „Europäisierung der Entsorgung“ die Einlagerungskriterien für das Atommüllendlager Konrad noch einmal geändert werden. Der Schacht, der zuerst nur für den beim Abriß von AKWs enstehenden Atommüll vorgesehen war, soll inzwischen 95 Prozent des bundesdeutschen Atommülls aufnehmen. „Jetzt droht eine weitere Metamorphose von Schacht Konrad zum europäischen Endlager“, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Hannes Kempmann gestern. Nach Auskunft des Bundesumweltministeriums stand allerdings die Aufnahme von französischem Atommüll in der BRD nicht auf der Tagesordnung der Gespräche, die Umweltminister Klaus Töpfer gestern in Paris geführt hat. Die Frage sei momentan nicht aktuell, sagte die Sprecherin des Ministers.