V O R L A U F: Pudowkin in Hamburg

■ Der Deserteur

(Der Deserteur, 21 Uhr, N3) Zum Hamburger Hafenjubiläum zeigt die Nordkette heute abend den Filmklassiker Der Deserteur des sowjetischen Regisseurs Wsewolod Pudowkin (1893-1953). Pudowkin greift ein Thema aus der deutschen Arbeiterbewegung auf: Der Hamburger Werftarbeiter Karl Renn emigriert nach einem mißlungenen Streik in die Sowjetunion. Nach einiger Zeit erkennt er, daß er falsch gehandelt hat, und kehrt in die Heimat zurück, um sich am Kampf der kommunistischen Arbeiterbewegung zu beteiligen.

An diesem Sujet interessierte Pudowkin die Möglichkeit, den klassenkämpferischen Konflikt in eine optisch-akustische Dialektik zu übersetzen. Es war sein erster Tonfilm. Er montierte Töne in gleicher Manier wie Bildfolgen. In der Sequenz einer Arbeiterdiskussion ergeben einzelne Worte des Redners zusammen mit Zwischenrufen, Gemurmel und Hintergrundgeräuschen einen fast musikalischen Rhythmus, der kontrapunktisch zum Bildgeschehen wirkt.

Ein Teil der Außenaufnahmen wurde in Hamburg gedreht. Während Pudowkin weiter an seinem Film arbeitete, kam es zur Machtergreifung Hitlers. Die restlichen Aufnahmen mußten darum in Leningrad gedreht werden. Der Film wird in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.

taz