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Kindesmißhandlungen gang und gäbe

München (dpa) - Auch in sogenannten „Normalfamilien“ werden Kinder mißhandelt. In zehn bis 16 Prozent dieser Familien werden Kinder wiederholt und ausufernd mit zum Teil gefährlichen Gegenständen wie Stock oder Gürtel geschlagen, berichtete die Münchner Soziologin Annette Engfer am Dienstag vor dem 9. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie in München. Gewalttätige Eltern seien oft depressiv, nervös und in einer ausgeprägten Konfliktsituation mit ihren Partnern, wobei es auch zu tätlichen Auseinandersetzungen komme.

Frau Engfer wies die gängige Auffassung zurück, schlagende Eltern seien in ihrer eigenen Kindheit selbst geschlagen worden und stammten mehrheitlich aus sozial unterprivilegierten Schichten. Ihren empirischen Untersuchungen zufolge sind gewalttätige Eltern in ihrer Kindheit nicht häufiger geschlagen worden als Eltern, die gewaltfrei erziehen, und kommen gleichermaßen aus allen Gesellschaftsteilen. Frau Engfer: „Unter den gewaltfreien Elternpaaren gibt es viele, die mit der Tradition der selbsterfahrenen Gewalt bewußt brechen.“ Mütter und Väter, die Gewalt gegen ihre Kinder ausüben, haben in der Regel Persönlichkeitsprobleme, stehen unter besonderen Belastungen und handeln oft aus Ohnmacht gegen ihre Kinder. Die holländische Soziologin Nel Draijer berichtete von Studien aus den Niederlanden, wonach 15,6Prozent aller Frauen angaben, vor ihrem 16. Lebensjahr von einem Familienmitglied sexuell mißbraucht worden zu sein. Über elf Prozent hatten schwere körperliche Aggressionen durch die Eltern erlebt.

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