: Libyen-Dealer Hippenstiel-Imhausen verhaftet
In der Bochumer Tochterfirma erwischt / Verdacht wegen Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz „erhärtet“ / Durchsuchungen in Imhausen-Firmen, die Pläne und Anlagen für die mutmaßliche Giftgasfabrik in Libyen lieferten ■ Von Petra Bornhöft
Berlin (taz) - Nun hat es den mutmaßlichen Obermacker der Libyen-Affäre doch noch erwischt: Jürgen Hippenstiel -Imhausen, Exgeschäftsführer der Imhausen Chemie GmbH in Lahr, ist gestern in seiner Bochumer Tochterfirma verhaftet worden. Das Amtsgericht Mannheim hatte den Haftbefehl verkündet, wegen des „dringenden Verdachts eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz“. Überraschend hatte die Staatsanwaltschaft Mannheim Hippenstiel-Imhausen Fluchtambitionen unterstellt.
Der Mann hatte im Januar weltweit für Schlagzeilen gesorgt: In enger Kooperation mit dem irakischen Geschäftsmann Ishan Barbouti und etlichen bundesdeutschen Firmen hatte Hippenstiel Konstruktionspläne und Anlagen für den Bau einer Chemiefabrik nach Libyen geliefert. Dort sollte vermutlich Giftgas produziert werden. Seit Mitte Januar ermittelte die Staatsanwaltschaft, unterstützt vom Kölner Zollkriminalinstitut (ZKI) und dem Bundeskriminalamt.
Im ZKI wunderten sich Fahnder schon seit geraumer Zeit, warum Hippenstiel nicht vernommen wurde. Denn Verdachtsmomente hatte es genug gegeben, obwohl der Mann frech posaunte, seine Firma habe „nicht das geringste mit Libyen zu tun“. Die Medien bewiesen das Gegenteil. Ende März gab Hippenstiel sein Amt als Geschäftsführer in Lahr auf, behielt die gleiche Funktion bei der „Gesellschaft für Automation“, einer Bochumer Tochterfirma, und sicherte sich in Lahr Einfluß als Gesellschafter der GmbH. Dort flog der florierende Rauschgifthandel von drei leitenden Angestellten auf. Sie produzierten und vertickten 170 Kilo Dope mit einem Schwarzmarktwert von 30 Millionen Mark. Mit diesem Geschäft soll „Hippie“ nichts zu tun haben.
Auf welche Indizien sich der Haftbefehl stützt, wollte Oberstaatsanwalt Preisendanz aus Mannheim gestern nicht preisgeben. Für die Behörde steht nun aber wohl fest, daß Hippenstiel „sozusagen als Moderator“ für die Planung und Errichtung der Chemiefabrik agierte. Gleichwohl hat der leidenschaftliche Zocker den Aufenthalt im Knast nur einem Zufall zu verdanken. „Wir waren selbst überrascht“, so Preisendanz, „daß wir ihn in Bochum gefunden haben.“ Der Fund ergab sich während einer neuerlichen Durchsuchung der GfA-Firmenräume, an der rund 30 BKA-Beamte beteiligt waren. Zur gleichen Zeit guckten sich Dutzende BKA-Fahnder die Imhausen-Klitsche in Lahr an, wo sie vor Monaten bereits kartonweise Akten per Lkw abtransportiert hatten. Heute oder morgen soll der Untersuchungshäftling Hippenstiel-Imhausen dem Haftrichter vorgestellt werden.
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