Morgens deutsch, mittags arabisch

■ Selbsthilfe im Dritte-Welt-Haus: Libanesin gibt Flüchtlingskindern freiwilligen Unterricht in ihrer Muttersprache / Arabische Bücherspenden erwünscht

Mageda Abou-Khalil ist Libanesin. Seit acht Jahren lebt sie als Frau eines libanesischen Arztes in der Bundesrepublik. Ihre beiden Kinder gehen in eine deutsche

Schule. Trotzdem gibt es ein Defizit: Würde sich die Mutter nicht jeden Nachmittag mit ihren Sprößlingen an den Schreibtisch setzen, so würden sie nie arabisch schreiben lernen. Ähnlich, so dachte sich Mageda Abou-Khalil, wird es den rund 200 Kindern libanesischer Landsleute auch gehen, die zur Zeit in Bremen als AsylbewerberInnen oder mit einer Duldung leben.

Mageda entwarf kurzerhand ein Plakat in arabischer Schrift und hängte es dort aus, wo die Flüchtlinge es garantiert zu sehen kriegen: In den Sozialämtern der Stadt - dort, wo sie Sozialhilfe beantragen und abholen müssen.

Die Resonanz war groß: 20 Kinder standen schon nach wenigen Tagen auf ihrer Liste. Zwischen vier und dreizehn Jahren sind sie alt. (Im Libanon beginnt die Schulpflicht übrigens mit ei

ner Art Vorschule schon bei vier Jahren.) Zum Teil leben die Kinder schon seit Jahren in Deutschland. Manche besuchen deutsche Schulen wie die Kinder Magedas, andere haben die Schule aufgegeben, weil sie dem Unterricht nicht folgen können. „Einige sind in Kinderbanden geraten, weil niemand auf sie achtet. Dann heißt es gleich: 'Die Libanesen stehlen‘, nur weil sich niemand um die Beschulung der Kinder kümmert“, erklärt Günther Kahrs vom Antifa-Cafe das Dilemma.

Mageda Abou-Khalil ist auf der Suche nach Unterstützung für ihr Projekt einer freiwilligen arabischen „Phönex„-Schule schließlich im „Antifa-Cafe“ gelandet. Dessen Initiatoren zahlen nun vorübergehend die Miete für einen Raum im Dritte -Welt-Haus. Seit gestern findet dort jeden Nachmittag Unterricht in

Arabisch, mit Schwerpunkt auf arabischer Schriftsprache, statt. Auch erwachsene LibanesInnen können an dem Unterricht teilnehmen. Mit Blick auf eine eventuelle Rückkehr in den Libanon ist dieser Unterricht beinahe lebenswichtig.

„Wir wollen den Senat auffordern, dieses Projekt zu unterstützen,“ erklärte die ehrenamtliche Lehrerin Abou -Khalil gestern im Kreis ihrer SchülerInnen und deren Eltern. „Wir brauchen nicht nur einen Raum, wir brauchen auch Material: eine große Tafel und vor allem Bücher und Kinderbücher in arabischer Sprache,“ forderte sie.

Und falls sich der nachmittägliche Schulversuch bewährt, dann will Mageda Abou-Khalil auch in den weiter entfernten Stadtteilen libanesischen Kindern Arabisch-Unterricht anbieten.

ra