Ein Job mit Zukunft: Lehrer

■ In Berlin werden zusätzlich 1.600 Lehrer benötigt / Milliarden-Kosten durch Asbest-Schulen entstanden

Ein neuer Wind im Schulsenat: Sechs Wochen nach ihrem Amtsantritt gab Schulsenatorin Sybille Volkholz gestern morgen im Dienstgebäude in der Bredtschneiderstraße eine Pressekonferenz, um ihr bildungspolitisches Konzept vorzustellen. Zusammen mit Staatssekretär Hans-Jürgen Kuhn sowie ihrem persönlichen Referenten Boris Fahlbusch nahm Volkholz Stellung zur Neueinstellung von Lehrern, asbestverseuchten Schulen, Reformen im Schulwesen sowie den geplanten Initiativen im Bereich der Berufs- und Weiterbildung.

Durch die ansteigenden Schülerzahlen für das kommende Schuhljahr würden 402 neue Lehrer eingestellt, erklärte die Schulsenatorin. Diese Maßnahme habe nichts mit den Neueinstellungen aufgrund der Lehrerarbeitszeitverkürzung zu tun, bei der zusätzliche 525 Pädagogen unter Vertrag genommen werden sollen. 3.000 Grundschüler mehr als erwartet sowie 1.500 Schüler in der Sekundarstufe I müßten im kommenden Herbst in den Berliner Schulen neu aufgenommen werden, begründete Volkholz die neuen Stellenausschreibungen. Aufgrund der zahlreichen Aussiedler, Umsiedler und Zuwanderer in der Stadt gehe die Senatsverwaltung davon aus, daß pro Monat durchschnittlich 330 neue Schüler in den Bildungsstätten aufgenommen werden müßten. Hierfür seien nochmals 680 Stellen beantragt worden, so daß in Zukunft bis zu 1.600 neue Lehrer benötigt würden. „Unsere Sorge ist, daß es jetzt nicht genügend Lehrer geben wird, um den Bedarf zu decken“, erklärte Staatsekretär Kuhn. Schuld daran seien die jahrelange Umschulungspolitik für Lehrer der ehemaligen Schulsenatorin Laurien sowie die Warnungen vor dem Lehrerberuf ohne Zukunft.

Zwischen 1,5 und 1,8 Milliarden Mark werden Sanierung und Umbau der asbestbelasteter Schulen kosten, erklärte Kuhn. 300.000 Millionen Mark seien für den Bau von Ersatzbauten in Fertigbauweise vorgesehen. Die Fertigstellung dieser Schuldörfer solle bis zum kommenden Jahr abgeschlossen sein, prognostizierte der Staatssekretär optimistisch und verwies gleichzeitig auf die Goldgräberstimmung in der Baubranche angesichts der enormen Auftragsgröße.

Die Schulsenatorin sprach sich für die Förderung der zweisprachlichen Alphabetisierung aus. „Jedes türkische Kind muß die Chance haben, in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden“, so Volkholz. Für SchülerInnen und Eltern solle es in Zukunft mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten geben. Stundentafelkürzungen würden vorerst nur im ersten und vierten Schuljahr erfolgen, wo wöchentlich eine Stunde weniger Unterricht angeboten werde. Beim Abstecken der Rahmenpläne solle es künftig mehr Spielraum geben und im Unterricht weniger Kontrolltests und Klausuren. „Es ist viel wichtiger, den Lernprozeß zu fördern, als Leistungsdruck in Form von Tests auszuüben“, erklärte Volkholz.

Für eine Wettbewerbsverbesserung zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Unternehmen will sich die Schulsenatorin ebenfalls einsetzen.

cb