Verbraucher-Kompaß: Müsliriegel, 12. Mai 1989

Müsli ist neben dem vollen Getreide das Symbol für gesunde Nahrung. Die Lebensmittelindustrie ist erfolgreich dabei, das positive Image für sich zu nutzen. Renner - nicht nur im konventionellen Handel - sind die Müsliriegel. Den Anfang machten 1984 Schwartau und Dr.Oetker. Mittlerweile befinden sich unzählige Varianten aller großen Anbieter in den Regalen. Der Markt expandiert. Müsliriegel können mit zweistelligen Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent aufwarten.

Auf den Zutatenlisten der Müsliriegel sind die verschiedensten Lebensmittelgruppen und technologischen Hilfsstoffe zu finden:

Getreide und daraus hergestellte Flocken, Extruderprodukte, Weizenkeime und Weizenkleie.

Nüsse, Mandeln, ölhaltige Saaten wie Sonnenblumenkerne, Sesam, Leinsaat und Kürbiskerne.

Trockenfrüchte wie Rosinen, Feigen, Datteln, Pflaumen bis hin zu Papaya-Schnipseln.

Süßungsmittel in isolierter wie natürlicher Form, pur oder verpackt zum Beispiel in Schokolade.

Milchpulver und Milcheiweiß.

Gehärtete oder ungehärtete pflanzliche Fette, pflanzliche Öle.

Stabilisatoren, Säureregulatoren, Emulgatoren (zum Beispiel Lezithin), natürliche und naturidentische Aromastoffe.

Die je nach Hersteller und Marke verschieden zusammengestellten Rohstoffe werden trocken gemischt. Damit die lose Masse rechteckig praktisch in die Verpackung kommt, bedarf es eines Bindemittels. Als Kleister eignen sich Sirup, Honig oder pflanzliche Fette und zerkleinerte Trockenfrüchte. Diese Masse wird dann ausgewalzt, getrocknet und in die entsprechende Riegelform geschnitten.

Wie sieht es nun mit den Nährstoffen im Lebensmittel Riegel aus:

Der Eiweißgehalt der Riegel spielt für die tägliche Ernährung keine große Rolle. Im Durchschnitt sind fünf bis zehn Prozent darin enthalten.

Mit einem Anteil von durchschnittlich 30 Prozent ist dagegen Fett mehr als genug vorhanden. Es sorgt dafür, daß der Riegel so richtig schwer im Magen liegt und liefert Energie, die kaum verbraucht werden kann. Die fettigen Quellen sind dabei vor allem die Nüsse und Ölsaaten, aber auch Milchpulver, Kakao und Schokolade.

Beliebteste Zutat ist der Zucker, der in verschiedensten Formen zugegeben wird. Die Riegel enthalten bis zu 40 Prozent davon. Dabei werden die verschiedensten Zucker eingesetzt: Saccharose, Frucht- und Traubenzucker, Dextrose oder Malzzucker, aber auch Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und natürliche Süßungsmittel wie Honig und Dicksaft. Der besseren Optik wegen werden die verschiedenen Zuckerarten getrennt ausgewiesen. Denn per Gesetz muß der mengenmäßig größte Bestandteil auf der Zutatenliste an erster Stelle stehen.

Dem Müsliriegel positiv anzurechnen sind die Vitamine und Mineralstoffe aus den natürlichen Rohstoffen. Da ein Riegel oft um die 500 kcal bietet, ist der Wert gemessen an den Ausgangsprodukten Getreide oder Obst gering. Positiv zu bewerten ist auch der hohe Gehalt an Kohlehydraten, wenn es sich um komplexe Verbindungen wie Stärke und nicht um Zucker handelt. Dazu kommen die Balaststoffe. Die in Getreide, Nüssen und Trockenobst reichlich enthaltenen nicht verwertbaren Faserstoffe wirken sich günstig auf die Verdauung aus.

Müsliriegel sind keine Gesundheitsriegel. Mit ihrem Zuckergehalt haben sie eine enge Verwandtschaft zur Süßigkeit. Sie sollten Kindern nicht als Ersatz für das Pausenbrot oder als Zwischenmahlzeit gereicht werden.

Quelle: Angaben und Wertungen entnahmen wir einem Artikel von Rolf Goetz aus 'Schrot & Korn‘ Nr.5/89