Den Kinderschuhen knapp entwachsen

■ Ein 17- und ein 18jähriger haben den Hellseher Hans-Dieter Prahs ermordet / Beute: 4.500 Mark / Ein Täter geständig, einer auf der Flucht / Der noch Flüchtige kannte Prahs bereits seit 4 Jahren

Der Mord an Hans-Dieter Prahs ist aufgeklärt. Der 17jährige Martin Klatt hat am Donnerstag gestanden, zusammen mit seinem 18jährigen Freund Thomas Hikade den 41jährigen Kartenleger und Hellseher am vergangenen Freitag getötet zu haben. Hikade ist noch flüchtig. Nach dem Geständnis von Klatt, das gestern von der Kriminalpolizei in den wesentlichen Punkten referiert wurde, war Hikade die treibende Kraft bei der Tat. Hikade hatte Prahs bereits vor vier Jahren kennengelernt. Zu dieser Zeit lebte er noch im „Fürsogeerziehungsheim Ellener Feld“. Bis zur Tat hielt sich Prahs den Jungen als Liebhaber. Prahs entlohnte ihn nach Kenntnis der Kripo jeweils mit 20 bis 40 Mark.

Am Vortage der Tat soll der nur 1,58 große, schmächtige Hikade seinem Freund Klatt vorgeschlagen haben, Prahs zu töten. „Wir können ihm was in den Kaffee tun, daß er tot umfällt“, soll er laut Klatt gesagt haben. Grund: Hikade soll gewußt haben, daß Prahs eine größere Geldsumme zu Hause aufbewahrte. Klatt will an diesem Tage zwar abgelehnt

haben, ging dann am Fraitag aber dennoch mit Hikade zu Prahs Wohnung an der Eduard-Grunow-Straße und wartete auf dem Flur. Hikade kam zweimal heraus. Man holte zu essen und Zigaretten.

Und dann wurde der brutale Plan Wirklichkeit: Hikade klingelte, Prahs öffnete und der kräftige, im Judo geübte Klatt drang in die Wohnung ein und nahm den Hellseher gleich in den Würgegriff. Um ihr Opfer zur Preisgabe des Versteckes zu bewegen, trat ihm Hikade mehrmals in Bauch und Gesicht. Als Prahs bewußtlos wurde, will Klatt vorgeschlagen haben: „Laß uns abhauen.“ Reaktion von Hikade: „Der kennt mich, wir müssen den umbringen.“

Dann würgten sie Prahs mit der Schnur eines Föhns. Da der Hellseher immer noch röchelte, schleppten die beiden den Sterbenden in eine Badewanne, die sie zuvor mit Wasser gefüllt hatten. In einem Wäscheschrank fanden sie 4.500 Mark. Nach der Tat, so Klatt, seien sie spazierengegegangen.

Die Kripo hatte bald nach der

Tat einen Hinweis auf das sexuelle Verhältnis zwischen Hikade und Prahs bekommen und den 17jährigen deshalb bereits am Dienstag vernommen. Seine Aussage ergab jedoch keine konkreten Verdachtsmomente. Klatt, der wußte, das nach ihm ebenfalls polizeilich gesucht wurde, dachte

vermutlich, daß er ebenso glimpflich davon käme, wenn er sich selbst stellen würde und rief Mittwoch abend bei der Polizei an. Nach 16 Stunden in Polizeigewahrsam hatte er „unter dem Eindruck der Beweislast“ (Kripo) gestanden.

Die beiden, die sich ab und zu

Geld als Gebäudereiniger verdienten, waren bislang nicht vorbestraft. Hikade war lediglich wegen einiger kleiner Diebstähle polizeibekannt. Inzwischen hat das Jugendgericht wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes Haftbefehl erlassen.

hbk