Berliner feiern sich selber

■ 40. Jahrestag der Beendigung der Blockade / Botschafter erinnern an Mut der Berliner, die AL an die Mitschuld der Westmächte an der Teilung der Stadt

Die Botschafter der drei Westmächte in Bonn haben gestern an die „Haltung und den Mut“ der Berliner während der Blockade durch die Sowjets vor 40 Jahren erinnert. In einer Feierstunde auf dem Flughafen Tempelhof aus Anlaß des Endes der Abschnürung der Berliner Westsektoren am 12. Mai 1949 sagte der britische Botschafter Sir Christopher Mallaby: „Noch selten in der Geschichte hat die Standhaftigkeit einer Stadt so viel für die Freiheit überall geleistet.“

US-Botschafter Vernon A. Walters und der französische Botschafter Serge Boidevaix erneuerten die Bereitschaft und das Engagement ihrer Länder, für Berlin einzustehen. Boidevaix meinte, die Luftbrücke habe gezeigt, daß die Alliierten ihre „Rolle als Garant für die Sicherheit der Stadt auf wirkungsvolle Weise verstanden haben“. Die Franzosen täten alles, damit der Flughafenbetrieb in Tegel unter Bedingungen ablaufen könne, „die für alle zufriedenstellend sind“. Die Blockade der Berliner Westsektoren durch die sowjetische Militärverwaltung auf den Landwegen war am 12. Mai 1949 nach knapp einjähriger Dauer wieder aufgehoben worden. Zwei Tage nach Blockadebeginn hatten amerikanische und britische Flugzeuge am 26. Juni 1948 damit begonnen, West-Berlin auf dem Luftwege zu versorgen. In den 462 Tagen der Luftbrücke, die nach Blockadeende noch bis zum 30. September 1949 aufrechterhalten wurde, waren mit 277.569 Flügen fast zwei Millionen Tonnen Güter - Nahrungsmittel, Kohle und auch Maschinen - nach Berlin gebracht worden. Bei Abstürzen starben während der Blockade insgesamt 78 Menschen.

Die Alternative Liste war beim militärischen Zeremoniell am Flughafen Tempelhof nicht präsent. „Die Blockade“, so der Abgeordnete der AL Albert Statz, „war nicht nur ein Teil einer Politik der Sowjetunion, ihren Einfluß auf das besetzte Deutschland zu sichern und auszubauen. Sie stellte den Versuch dar, auf dem Rücken der Berliner Bevölkerung der westlichen Politik entgegenzuwirken, die mit der einseitigen Währungsreform ihren Anteil an der Spaltung Deutschlands und Europas hatte. Schließlich war es vornehmlich zunächst die französische und dann die angelsächsische Politik, die nach dem Potsdamer Abkommen eine gesamtdeutsche Verwaltung und eine Wiedervereinigung unter dem Vorzeichen der Neutralisierung und der gesellschaftspolitischen Alternative verhinderte. Die sowjetische Machtpolitik bewirkte das Gegenteil: Der politische Wille der Berliner Bevölkerung zu parlamentarischer Demokratie und Menschenrechten konnte in Antikommunismus und in die Ablehnung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Reformen gewandelt werden“, meint der AL -Abgeordnete.

dpa/taz