Die Zukunft der WAA: Spreng weg den Scheiß

Bayerischer Wirtschaftsminister Lang: WAA-Rohbau sprengen Umweltminister Dick bekräftigt: WAA wird nicht gebaut  ■  Aus München Luitgart Koch

„Ich mag sie nicht mehr, die WAA“, verkündete der bayerische Wirtschaftsminister August Lang beleidigt. Und der gebeutelte Oberpfälzer CSU-Vorsitzende will auch gleich Nägel mit Köpfen machen. Weggesprengt soll er werden, der bereits fertige Rohbau des Eingangslagers. Denn damit schlägt man nach Ansicht Langs zwei Fliegen mit einer Klappe: Es gibt kein atomares Zwischenlager und auch keine Brennelementefabrik. Ob seine Parteifreunde ihn zu dieser Idee eines radikalen Kahlschlags beglückwünschen werden? Vielleicht ist es ihnen ja mit dem Nein zu weiteren atomaren Anlagen im Taxöldener Forst nicht gar so ernst.

Doch Lang, dem wahrscheinlich erst etwas später als der WAA, nämlich nach der Europawahl, das Aus als Wirtschaftsminister droht, liebt deutliche Worte. Als Ausgleich für die WAA müßten nach seiner Ansicht 1.600 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden.

Klartext spricht seit neuestem auch Umweltminister Dick. „Die WAA wird nicht gebaut werden“, bekräftigte er auf einer Veranstaltung in Kemnath nochmals. Seiner Meinung nach ist die Entscheidung der Energieunternehmen bereits gefallen. „Ich bin ein Mensch, der sieht, was läuft“, stellte der Herr Minister Dick mit der ihm eigenen Bescheidenheit fest.

Schon einmal hatte der Minister erklärt: „Es ist nicht leicht, ein WAA-Befürworter zu sein.“ Trotzdem war er zu jedem Opfer für die Atomenergie bereit und löffelte dereinst lächelnd verstrahlte Molke. Um so größer ist nun seine Enttäuschung darüber, wie die Betreiber „mit uns umgesprungen sind“. Besorgt zeigte sich Dick um die Sicherheit einer WAA in Frankreich. Die bayerischen Sicherheitsauflagen seien viel strenger. „Ein Grund warum es den Betreibern bei uns zu teuer wird.“

Finanzielle Einbußen beim Verzicht auf die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf befürchten etliche Oberpfälzer KommunalpolitikerInnen. Nach Angaben des Schwandorfers CSU-Oberbürgermeisters hätten bereits drei Zulieferfirmen deutlich gemacht, daß sie nur beim Weiterbau der WAA Industriegelände aufkaufen würden. Ministerpräsident Streibl versuchte, die Mandatsträger bei einem Gespräch in München zu beruhigen.

Es gäbe bereits konkrete Möglichkeiten für Ausgleichsmaßnahmen und die Ansiedlung von Betrieben, versprach Streibl. Den ganzen Tag über wurde gestern bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit in Garching über die deutsch-französische Atomkooperation verhandelt.